5. – 9.8.17         Peru I

                          Desaguadero – Arequipe

 

Mit den Bustouristen standen wir in einer langen Schlange und warteten auf die Personen- und Autoeinreise-Bewilligung. Nach 2 Stunden war alles erledigt. Die Velotaxis fuhren die Touristen jeweils über die Grenze oder zogen Säcke voller Reis und Mehl zu den wartenden LKW’s auf der peruanischen Grenze. Auf der Brücke rechts und links verteilt sitzen viele Verkäufer mit allerlei Kriemskram.

Jetzt mussten wir uns wieder auf ein neues Land einstellen und deren Fahrweise verstehen, denn Autofahren in Peru ist nicht ganz ungefährlich. Die Peruaner fahren sehr progressiv. In den kurvenreichen Strassen haben sie ihr Fahrzeug nicht immer unter Kontrolle und sind oft mit der Verkehrssituation überfordert. Sie schneiden die Kurven, fahren links und der Stärkere hat sowieso Vortritt. An unübersichtlichen Stellen oder Kreuzungen wird gehupt um die eigene Vorfahrt anzukündigen. Die meisten schweren Autos fahren mit profillosen Reifen und können so nicht rechtzeitig bremsen. So sieht man häufig umgekippte Busse oder LKS’s. Und zu allem Übel, bei einem Unfall ist sowieso immer der Ausländer schuld.

Auf der PE 36A auf 3'870 m Höhe durchfuhren wir eine sehr schöne Gegend. Im Hintergrund stehen die hohen Schneeberge und im Vordergrund zwischen dem golden schimmernden Gras und dem Titicaca-See viele Weiler und Höfe. Meistens bestehen sie aus Lehmziegelstein, haben ein Blechdach und die kleinen Nebengebäude sind mit Stroh und Gras bedeckt. In den klein eingeteilten Feldern wurde Korn geerntet und in Garben aufgestellt. Das Gebiet wird hügeliger und jetzt sahen wir grosse Herden Lamas.

Guanakos, Vicuñas, Lamas und Alpakas sind Kleinkamele der Anden. Die Lamas und Alpakas werden wie Haustiere gehalten, die anderen leben frei und fühlen sich ab 4'000 m Höhe wohl. Die Alpakas sind „Wollknäuel“ und haben ein dichtes Wollkleid. Sie geben bis zu fünf Kilo Wolle pro Jahr und ihr langes feines Fell gibt es in schwarz, weiss oder rotbraun. Schwarze Alpakawolle ist am teuersten da es aussergewöhnlich fest ist. Der Alpaka-Bestand in Peru ist mit rund 2,7 Millionen Tieren seit vielen Jahren gleichbleibend. – HH

Auf der weiteren sehr guten Strasse sahen wir viele stehende oder kniende bettelnde Kinder am Strassenrand. Leider ist hier die wunderschöne Gegend sehr arm.  Alle Bewohner dieser Gegend bekamen bunte „Sch....häuschen“ welche weiter weg aufgestellt wurden. Ihre „Häuser“ bestehen nur aus einem Raum. Einrichtungen gibt es keine. Oftmals sahen wir auf vorbeifahrenden Pickups Matratzen. Die Leute nehmen diese mit, wenn sie ihre Familien besuchen. Nun stellten wir uns vor Santa Rosa in eine Baugrube auf 4'107 m, denn es stieg jetzt nur noch an.

1° und ein neuer wunderschöner frischer Tag erwartete uns. Gemächlich stiegen wir bis auf 4'600 m und trafen weidende Lamas an und im Lago Loriscota beobachteten wir hunderte von Flamingos. Fantastisch, einfach dazustehen und zu staunen. Kurz vor der Departements-Grenze von Moquegua-Puno bogen wir in die Naturstrasse MO-533 und R-127 die zur Laguna Ajuachaya führte. Eine Traumlandschaft aus Sandgebirge und schönen Felsformationen. Zwei Mal trafen wir Einheimische die gerne mit uns plauderten. Dann tankten wir auf 4'580 m Höhe frisches Quellwasser und hatten 19° warm. Wir passierten die Cordillera del Barroso der Anden. Zurück auf der 36 A ging es stetig kurvenreich bergab und jetzt sahen wir zum ersten Mal die schön angelegten Terrassengärten. Das Wasser wird hier über weit angelegte Wasserkanäle geleitet. Eine unglaublich harte Arbeit. Wir stellten uns etwas versteckt von der Strasse zum Übernachten hin und sahen auf der gegenüberliegenden Talseite Sancine, eine Minenstadt.

Beim Zusammenräumen kam dann schon einmal der erste Polizist vorbei und fragte ob alles ok wäre. Claro! Was für eine Fahrt durch diese zerklüfteten Felsen. Das Gebirge besteht aus Sand, Stein, Kalk und anderen Mineralien. Alles ist trocken und nichts wächst mehr. Torata ist bekannt für den Kalkabbau. Auch diese Gegend wir von einfacheren Leuten bewohnt und Wasser fliesst hier nur in den begrünten Oasen. Eine aussergewöhnliche Durchfahrt. Wir kamen nach Moquegua. Diese Stadt und ihre Umgebung waren stark vom Unwetter letztes Jahres betroffen und es liegen noch viele Stein- und Schutthaufen herum. Der Fluss Moquegua brachte viel Geröll von den Bergen und überflutete vieles. Von der zweispurigen Autostrasse steht nur noch die Hälfte.

Dann bogen wir seit langem wieder einmal in die Panamericana PE 15. Eine Teerstrasse vom Feinsten! Tiefschwarz zieht sie sich durch das Wüstengebiet. Auf einer Ebene von 1'200 m Höhe gab es unzählige kleine Hütten die aus Palmblätter geflochten wurden. Bis jetzt sind fast alle unbewohnt. Eine sehr grosse Solarpanel-Anlage wurde errichtet und ein Projekt sieht vor, dass die Gegend der Pampa las Salinas besiedelt und begrünt wird. Arbeiten können sie dann bei der Panel-Anlage oder in Minen. Einige Hütten bestehen schon aus Backstein oder ein Backsteinhaufen liegt auf einer Parzelle bereit. Alles wurde fein säuberlich mit Steinen parzelliert. Einige pflanzten schon Fruchtbäume. Wir trafen eine Familie die am Bauen ihres Eigenheims war. Sie erzählten uns von dem Projekt und wir gaben ihnen einen Kanister frisches Wasser, den dieses müssen sie von weit her bei einer Zisterne holen. Der Wind ging und die Sicht wurde trüber von dem ganzen Sandstaub. Strassenwischer wischten ständig den Sand aus den Strassen. Tiefer unten sahen wir, wie es vielleicht in einigen Jahren aussehen könnte. Wir kamen in die Oasenstadt Cocachaco. Diese Stadt liegt am Rio Tambo. Die ganze Ebene auf 90 m ist unglaublich fruchtbar. Auch hier wurden Wasserkanäle gebaut. Es wachsen unter anderem Kartoffeln, Reis, Zuckerrohr, Trauben, Artischocken, Avocado-Bäume etc. Die Ortschaften liegen jeweils über den Pflanzplätzen und teilweise wird auch noch an den Hängen gepflanzt.

Weiter Richtung Meer ging es nach Mejia zum Municipal-Camping. Alles war kaputt und wir versteckten uns hinter einem Gebäude. Mejia liegt ungefähr auf dem 17ten Breitengrad und unsere direkten Nachbarn auf gleicher Höhe sind die Fidschi-Inseln 11'200 km weg, 14'500 km Nordaustralien und 10'700 km von zu Hause. Gerade wollte ich kochen als es an der Tür klopfte. Ein Polizist sagte, dass wir hier nicht stehen sollten, denn vor kurzer Zeit wurden da Franzosen angegriffen. Er meinte wir sollen hinter ihm her in die Stadt fahren und vor ihrem sicheren Gebäude übernachten. Gesagt, getan und so standen wir überwacht an dem geschützten Ort. Nur, das war auch die Durchgangsstrasse des ganzen Verkehrs und nebenan gab es ein Sportcenter in welchem die ganze Nacht der TV sehr laut lief. So war an schlafen nicht zu denken, dafür standen wir sicher...

Der Küstenstrasse entlang bauen sie nun überall neue Häuser. Alles wurde abgerissen und die Leute umgesiedelt. In Mollendo, dem Seebad Arequipas, gibt es viele Restaurants und Swimmingpools. Dieser Ort lebt von der Ferienzeit und den Wochenenden, denn in 2 Stunden ist man mit dem Bus von Arequipa in Mollendo. Weiter zog es uns zum Leuchtturm von Puerto Islay. Dass es da so schön idyllisch und einsam sein könnte existierte nur in unserer Vorstellung. Tatsache ist; es gibt da bestimmt 100 Fischerbote, der Weg dahin sehr eng und viel LKW-Verkehr. Puerto Islay wurde zu einem grossen neuen Hafengebiet ausgebaut. LKW’s kommen um Oel zu löschen und fahren allerlei Gestein zur Weiterverarbeitung in das Hafengelände. So zogen wir weiter Richtung Arequipa.

Über die Pampa de La Joya, der PE 34 + PE 15 entlang, näherten wir uns Arequipa. Eine riesige Rauchwolke stieg weit vorne zum Himmel hoch. Was ist denn da los? Ein Tanker ist mit einem PW kollidiert und die Tankerkabine brannte völlig aus. Wir kamen noch durch und stellten uns in der Nähe hin. So halfen wir den eingeklemmten Fahrer zu bergen, denn weder Polizei noch andere LKW-Fahrer hatten richtiges Werkzeug dazu. Anderntags lasen wir in der Zeitung, dass es 2 Tote und ein Schwerverletzter gab. Kein schöner Anblick und kein gutes Gefühl! Und trotzdem wird weiterhin riskant überholt....

Anschliessend fuhren wir Mitten in die Stadt zum Hostel „Grace-Valley“. Was für eine wunderschöne Oase. Nach diesem schrecklichen Erlebnis war es eine Wohltat da anzukommen. Wir durften da stehen bleiben und das sensationelle Frühstücksbuffet geniessen.

Arequipa ist die zweit grösste Stadt Perus und das Kultur- und Wirtschaftszentrum des Südens. Da viele aktive Vulkane in der Nähe sind werden öfters kleinere Erdbeben gemessen. Das historische Stadtzentrum wurde 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Arequipa ist eine sehr moderne, schöne und geschäftige Stadt und es hat uns sehr irritiert. Man kommt aus der ganz armen und einfachen Pampa und dann diese mit vielen Ausländern überfüllte Stadt wo man alles kaufen konnte. Ein Wahnsinn!

Besuch des Museo Santuarios Andinos in dem unter anderem auch die Mumie Juanita ausgestellt wird, welche etwa vor 500 Jahren von Inka-Priestern Apu Ampato, dem Berggott des Ampato, geopfert wurde. Juanita 12- bis 14-jährig wurde am 8. September 1995 vom Anthropologen Dr. J. Reinhardt auf dem 6310 m hohen Vulkan Ampato gefunden.

Besuch des Frauenklosters Santa Catalina. Vor 300 Jahren lebten hier 150 Nonnen und 400 Dienstmädchen. 1953 wurde ein Teil des Klosters durch ein Erdbeben zerstört und 1970 öffnete sich das Klostertor das erste Mal der Öffentlichkeit. Die Nonnen selbst hatten dies veranlasst, nachdem im Kloster nur noch 17 von ihnen lebten. -WH. Unser Stadtrundgang beendeten wir im Restaurant Zig Zag. Que ricissimo!

 

PS: leider geht mein WhatsUp nicht mehr. So bin ich nur noch über Email: jacqueline.rupp@bluewin.ch erreichbar.