8.9. – 14.9.2017                Peru 3

                                               Lima PE – La Paz BO

 

Vor der Weiterfahrt arrangierte sich Fredy in Lima mit den anderen Wohnmobilfahrern und montierte neue Pneus. Ich flog von Lima an unsere Klassenzusammenkunft in Vancouver zu Peter und George. Die Flugzeit dauerte 14 Stunden von Lima über Los Angeles nach Vancouver. Dazwischen gab es lange Warte- und Kontrollzeiten. Da ich in LA in die USA einreiste verschärfte sich einiges. Aber schlussendlich klappte alles und wir erlebten eine interessante und aufregende schöne Zeit in Vancouver. Die Stadt gefiel mir sehr. Die modernen eleganten Hochhäuser, die einladenden teuren Geschäfte, die unzähligen Bars und Restaurants, die vielen Sportmöglichkeiten und die quirlige Hafenanlage mit der reichhaltigen Markthalle. Alles ist begrünt und man sieht vor allem tolle Autos und Chinesen. Viele wohlhabende Chinesen sind hierher ausgewandert und betreiben allerlei Geschäfte. 22 Personen trafen sich für den gemeinsamen Aufenthalt. Einige reisten vorher an und andere reisten für eine zusätzliche Rundfahrt weiter. Es freute mich sehr, dass alles so wunderbar geklappt hatte.

Nun verliessen wir den Stadtteil Miraflores. Fuhren bei dichtem Nebel an vielen Armensiedlungen vorbei und hielten für eine Mittagspause in Pisco. Unzählige Pelikane sassen auf Fischerbooten und Gebäuden und warteten bis es etwas zum Fressen gab. Alles ist verschissen und ein unangenehmer Duft liegt in der Luft. So zogen wir weiter, nochmals auf die Peninsula de Paracas. Die Sonne schien und wir wollten direkt neben dem Meer den Sonnenuntergang erleben, aber gegen Abend zogen Wolken auf und so entschieden wir uns doch etwas oberhalb der Küste zu nächtigen. Algensucher waren unterwegs und luden ganze Wagenladungen davon auf.  

Beim Frühstücken zogen Scharen Pelikane an uns vorbei. Bis zu 40 Stück flogen sie in Formation. Das Wetter besserte sich und wir versuchten durch die hügelige sandige Wüste zu fahren. Kein Grashalm wuchs mehr, dafür hatte es kleine Hügel voller Schiefersteinstücke. Rauf und runter ging ja noch aber dann kamen Schräghänge. 20% wären noch machbar aber wir entschlossen uns dann doch zu wenden, denn wir wollen ja noch nach Alaska fahren.

Wieder auf der Panamerica Sur gab es grosse begrünte Anlageflächen, daneben Sand, marode Häuser, viel Schmutz und hektischer Verkehr. Auf den bepflanzten Feldern ernteten die Arbeiter, welche mit Bussen auf die Felder gefahren wurden orange Kürbisse, Kartoffeln, Artischocken, Randen, Zwiebeln, Salate und Früchte. Eingemummt mit Tüchern, Hüten und Gesichtsschutz sah man sie auf dem Feld oder an der Strasse arbeiten. Grosse Weinbaugebiete wurden angebaut und wir sahen hier die kleinwüchsige Baumwolle.

Die soll besonders gut sein. An Nasca vorbei bogen wir nach Poroma links in die Naturstrasse Richtung Cementerio Chauchilla, wo wir auch gleich „zur Probe“ lagen. Besichtigung des Gräberfeldes aus der Präinkazeit, auf dem die typischen Langschädel gefunden wurden. Knochen, Schädel und Textilfetzen, die überall herumlagen, wurden von Archäologen in 12 freigelegte und überdachte Grabkammern gesetzt.

Weiter durch die Wüstenlandschaft, welche sich stetig in Form und Farbe veränderte, kamen starke Winde auf. Sandschwaden wehten über die Strasse und die Wellen im Meer bäumten sich 4 – 5 m auf. Sensationell. Jedem Surfer müsste da das Herz höherschlagen.

Von Alico bis Ocoña kamen wir gut über die reparierte und neu gebaute kurvenreiche Strasse. Auch diese wurde letztes Jahr stark beschädigt. Ocoña liegt neben einem begrünten Flusstal und darum gibt es wieder genügend saftiges Gras für die Tierhaltung. Mitten in dieser Wüste sieht man dann und wann Olivenplantagen, kleinere und grössere Ortschaften die dank Bewässerungssystem bepflanzt wurden, z.B. auch mit Reis.

Wir fuhren über die Pampa de La Joya und auf 1'000 m gab es dichter Nebel. Man musste sich sehr konzentrieren, denn auch hier wurde wieder überholt. Später begleiteten uns Reben und Obstbäume und wir hatten einen wunderschönen Blick auf die vor uns liegenden Vulkane. Das ganze Gebiet ist voller Agrarprodukte und Rinderherden weiden in saftigen Wiesen und Feldern. Hier befindet sich die Firma Gloria, welche Milchprodukte aller Art herstellt, vor allem aber Joghurts.

In Arequipa folgten wir dem Navi und prompt fuhren wir in eine Einbahnstrasse. Alle verwarfen die Hände und bei nächster Gelegenheit wendeten wir in einer engen Einfahrt. Das war knapp. Alle warteten geduldig und keiner hupte. Dann stellten wir uns nochmals bei Grace Valley hin und gingen am Abend ins Stadtzentrum. Nach dem leckeren Nachtessen setzten wir uns im Park neben zwei Frauen mit einem Kind. Beim Plaudern erzählten sie uns, dass sie in Cusco wohnen und die junge Frau mit einem Schweizer verheiratet sei. Sie führen da eine Bäckerei und ein Hostel. Wie freue ich mich dann wieder einmal ein gutes Stück „Schweizerbrot“ zu kaufen.

Bevor wir in die Höhe fuhren wollten wir noch ein „Aditiv“ für unsere „Cajita“ kaufen. In einer neueren VW-LKW Garage fragten wir danach. Sie baten uns hereinzufahren und alle liefen wieder zusammen. Sogleich wurden die Ventile gereinigt, das Mittel nachgefüllt, die Bremsen kontrolliert, der Motor abgespritzt und das Auto von aussen und innen gereinigt. Bezahlen mussten wir nur die gekauften Mittel, ca.120.-. Einfach unglaublich. Ein toller Service und wir können nun unbesorgt in die Höhe fahren. Das Auto wurde vom ganzen Sand in der Kabine gereinigt und sieht wieder fast wie neu aus.

Jetzt wissen wir auch wieso so viele unbewohnte Hütten auf den parzellierten Feldern stehen. Wenn den einmal eine Wasserleitung und Strom gezogen wird hat das Stück Land natürlich mehr wert und man kann es so besser verkaufen.

Die ganze „Immobilien-Mafia“ hat sich so viele Grundstücke gesichert um sie dann teuer weiter zu verkaufen....

Wir durchfuhren grosse Minengebiete und es kamen uns viele Konvois entgegen. Ein Konvoi mit 10 Arbeiterbussen und 7 Konvois mit 10 LKW’s. Unglaublich was und wohin alles transportiert wird. Die Landschaft auf dieser Höhe ist wieder mit Büschelgrass überzogen wo sich Lamas, Vicuñas und einige Rinder gütlich tun. Die Eisenbahnlinie Arequipa nach Juliaca begleitete uns auf 4'400 m Höhe und bei der Laguna Lagunillas auf 4'444 m bewunderten wir die schöne Umgebung. Da kaufte ich noch eine wunderbar wärmende Alpaca-Decke.

Bei Santa Lucia bogen wir in die PE 34A bis nach Deustua, dann in die PU 121. In Cabana auf die Naturstrasse R 49, R 47 + R 45. Das ist eine wunderschöne sehr zu empfehlende Strecke und ein halber Regenbogen zog sich über die Landschaft. Wir kamen zu den Grabtürmen von Sillustani am Umayo-See.

Sillustani war eines der bedeutendsten Zentren der Colla-Kultur und hier wurden die ersten Chullpas gebaut. Für die Colla war Sillustani heilig. Hier begruben sie ihre wichtigsten Persönlichkeiten. 1445 nutzten die Inka den Streit zwischen den Colla und Lupaca aus Chucuito und eroberten die gesamte Region. Sie übernahmen den Begräbniskult der Colla, verehrten deren Schutzgeist und vervollkommneten mit ihren Steinmetzfertigkeiten die Begräbnistürme. So sind neben 9 Chullpas der Colla weitere 26 der Inka zu sehen. Der spanische Chronist Cieza de León berichtet, dass beim Begräbnis eines bedeutenden Mannes 20-30 Lamas verbrannt, Frauen, Kinder und Diener getötet wurden, damit sie dem Toten dienen konnten. Meist wurden auch noch weitere Personen mit den Toten lebend im Grabturm eingemauert. WH

Besuch der Chullpas von Cutimbo und dem phallischen Tempel in Chucuito. Die sehr schöne Landschaft ist geprägt mit hier typisch traditionellen Lehmziegelsteinhäusern. Da besuchten wir eine Familie die sehr bescheiden lebt. Nun fuhren wir dem tiefblauen Titicacasee entlang. Die Wolken verdichteten sich und schwarze Wolken zogen auf. So beeilten wir uns durch Puno nach Plateria zu fahren. Wir bogen in die abenteuerliche Naturstrasse PU 126 um auf die Peninsula Konsata zu unserem Übernachtungsplatz direkt am Titicacasee zu gelangen. Dann begann es zu regnen und gleissenden Blitze schlugen neben uns ins Meer. Gott sei Dank regnete es nicht zu viel, denn sonst hätten wir Mühe gehabt über die zerklüftete Strasse hochzufahren.

In einem kleinen Dorf stellten die Leute Seile her. Lange Bahnen wurden ausgelegt und mit einem kleinen Motörli gedreht. Kurz vor der Grenze hörten wir beim Vorbeifahren Musik und so hielten wir an und schauten nach. Freudig begrüsste man uns und mit viel Musik, Tanz, Bier und Sonstigem wurde der Geburtstag der Schule gefeiert. Zwei Musikkapellen spielten und dann kam auch noch Musik aus den grossen Musikboxen. Ein einmaliges Durcheinander. Lange durften wir nicht bleiben, denn wir wollten noch über die Grenze.

In Desaguadero, dem Grenzort, war es nicht mehr so hektisch wie letztes Mal. Vielleicht nahmen wir es ja auch gelassener. Innert 2 Stunden waren wir wieder in Bolivien und fuhren ohne Probleme nach La Paz zum Hotel Oberland.

Übrigens werden die Haustiere in Peru an langen Seilen gehalten. Die Frauen schauen zu den Lamas und Schafen, die Männer zu den Rindern. Da kommt es vor, dass man zum Einkaufen auch die Kuh und das Kalb mitnimmt...