Fotoalbum

28.2. – 14.3.17   Argentinien - Chile

             El Chaltén – Coihaique

 

Der Fitz Roy war immer noch verhangen und die Weiterfahrt zum Lage Desierto nicht vielversprechend. So zogen wir weiter der R 23 und R 40 über Kies-, Geröll-, Felsen- und Lavagestein an den türkisblauen Lago Cardiel. Die Strasse sollte eigentlich geteert werden aber niemand ist mehr da. Neben einem alten Fischereischuppen und zwischen Sandhügeln und erkalteter Lava stehen wir gut geschützt. Eine bizarr wirkende tolle Mondlandschaft. Die Sanddurchfahrt meisterte unsere „Cajita“ hervorragend.

Der Regen überzog die Hügel und Täler mit einem Hauch von grün und dazwischen türmt sich die jahrtausendalte Lavamasse in verschiedenen Formen vor uns auf. Da hatte es wahrscheinlich ganz schön gerumpelt.

In Bajo Caracoles tankten wir Diesel an einer lustigen Aussentankstelle. Anschliessend ging es zu den „Cueva de las Manos Pintadas“ auf einer mühsam zu befahrenden R 97. Die Handzeichnungen mit ihren Geschichten waren beeindruckend. Obwohl es Kulturerbe ist fragen wir uns oft ob da alles noch original ist.

Richtung Paso Rodolfo Raballos auf der R 41 durchfuhren wir eine wunderschöne Berglandschaft. Dies ist eine einmalig schöne Strecke mit rotem, grünen und schwarzem Gestein. Kleine Seen und Tümpel auf denen sich Gänse, Flamincos, Schwarzhalsschwäne und andere Vögel tummeln. Verlassene Estanzien und weite Täler begleiteten uns. Vor der Grenze aber bauten sie eine neue Estanzia. Hier werden nun Stiere gezüchtet. Die haben vielleicht ein schönes Leben.

Der Grenzübertritt war sehr gut und beim Chilenen hiess es an der Türe „bitte eintreten“ und beim Schalter „hier bitte klingeln“. Wir füllten unser Formular selber aus und wurden kurz darauf durchgewinkt. Zum Übernachten standen wir erhöht in einer Ausbuchtung und hatten Ausblick auf unzählige Guanakus, Köngskerzen und die Laguna Cisnes. Der Rio Chacobuco nimmt das ganze Tal in Anspruch. Zügig fliesst er über die verschiedenen Arme. Sumpf und Schilf begleiten ihn und am Berghang schlängelt sich der schmale Weg entlang. Eine malerische Landschaft.

4° kühl aber schön, die Guanakos erwachten und stiegen von allen Seiten die Hügel hinunter. Auch wir kamen hinunter und stehen erstmals an der Carretera Austral. 1'200 km ist die lange Südstrasse.

Seit 1970 wurde die Routa 7 von Presidente Pinochet und seinem Militär gebaut. Sie führt von Puerto Montt bis nach Villa O’Higgins durch dichte Wälder, vorbei an tiefblauen Seen, scharf eingeschnittenen Fjorden und schneebedeckten Gipfeln. Die Rekruten frästen die Carretera Austral durch die Wildnis, immer den natürlichen Gegebenheiten folgend. So folgten wir den wild schäumenden Flüssen, Weidelandschaften, Sumpfgebieten und riesigen Urwälder. Jetzt blühen ganze Büsche voller Fuchsien, Rittersporn, Lupinen und Hagebutten. Eine fantastische Strecke über die einmal besser einmal schlechter werdende Strasse.

Bevor wir diese Strecke in Angriff nahmen kauften wir noch in Cochrane ein. Dieser Ort ist nämlich die letzte grössere Siedlung an der Carretera Austra. Offiziell wurde sie 1930 gegründet und es gab hier lange Zeit kaum mehr als eine Dorfschule und einen Krämerladen. Und genau diesen besuchten wir. Wenn man Eintritt, kommt man in eine andere Welt. Vom Schiffsmotor über Lebensmittel zu diversem Handwerkszeug bekommt man hier alles. Nur das Fleisch ist ausgegangen und wird erst später wieder angeliefert. So suchten wir eine Metzgerei. Da hing gerade noch eine Hälfte eines Schafes. Die Metzgersfrau schnitt mir von der einen Keule einige Stücke ab...

Wir staunten wie die Strasse gut unterhalten war. Alle Brücken wurden erneuert, die Strassen teilweise ausgebaggert, aber die Schotterpiste bildete sich immer wieder neu von den schweren LKW’s und den rasenden Bus- und Pickup-Fahrer. Wir fahren 15 kmh oder 40-50 kmh. Es schüttelte einem beinahe aus den Schuhen, dafür aber rollte der Wagen besser. Ich bekam erstmals ein tolles Lob von Fredy. Super! Übernachtung am Rio Vargas neben der Holzbrücke.

Durch Mischwald, Lorbeer, Rhabarberpflanzen, Verkehrsschilder und Zahnstocherbäume ging es weiter vorbei an kleinen Fischerhäuschen die hin und wieder ein Treibhaus haben. Was für Gemüse angepflanzt wird weiss ich leider nicht. Und halt, was springt denn da über die Strasse? 3 braune Spannferkel! Auch halten sie Schafe und Hühner.

Dem Rio Baker entlang zu folgen war spektakulär. Wir hatten das Gefühl über eine Heidelandschaft zu fahren, nur stand immer wieder einmal ein Teil im niederen Wasser oder dem Flussbeet. Die einten Berge sind mit Schnee und Eis bedeckt was natürlich irgendwann in kleineren oder grösseren Wasserfällen herunterstürzt. Mit der Gratis-Fähre setzten wir von Puerto Yungay nach Rio Bravo über. Viele Fahrradfahrer und Backpackers sind auch wieder unterwegs. Eine sehr anstrengende Reise. Übernachtung am Rio Tigre.

Leider verschlechterte sich das Wetter zusehends und wir erreichten Villa O’Higgins und stellten uns beim Camping Mosco hin.

Der Ort blühte erst auf als er an die Carretera Austral angebunden wurde. Eine neue Schule, Hostels, Wohnungen aus Holz und neue Strassen wurden und werden erstellt. Nach weiteren 7 km erreichten wir „El fin del Camino del Carretera Austral“.

Besuch in Caleta Tortel. In dem mitten im Urwald und an einem Meeresarm gelegene Dorf gibt es keine Strassen, nur hölzerne Wege aus Zypressenholz. Bis anhin ein unbekannter Ort der nur über die Schotterpiste erreichbar ist. Viele Häuser werden nun restauriert, kleine Restaurant und Hostels erstellt. Momentan sind sie völlig vom Tourismus überfordert. Alles ist im Aufbruch.  Leckeres Mittagessen im „Al Paso pequitas“.

Der sehr aktive türkismilchige Rio Baker begleitete uns immer wieder und begeisterte uns mit seiner fantastischen Landschaft. Geplant waren hier Staudämme und Kraftwerke zu bauen. 2400 Megawatt sollten dadurch für Santiago und die grossen Minen produziert werden. Dafür würden 6000 Hektaren Land überflutet. Durch aktiven Widerstand liegt „Hidroaysén“ auf Eis.  

Ausflug mit dem Boot zu den „Capillas de Marmol“. Das sind „Marmorkapellen“, Felsenhöhlen aus hellem, vieladerigem Marmor. Ein Stück weit kann man sogar hineinfahren. Anschliessend machten wir auf der R 728 zum Valle Exploradores nochmals einen Abstecher.

1930 entdeckte der deutsche Forscher August Grosse diese wunderschön gebirgige und vielseitige Strecke Richtung Rio Exploradores. Hier erlebten wir unser spektakulärstes Erlebnis. Es war regnerisch und wir beobachteten kleinere Wasserfälle die von einem Gletscher herunterfallen wollten. Es windete aber so stark, dass das Wasser immer wieder zurückgedrängt wurde. Einmalig! Es sprühte nur so und durch die Sonne ergab sich ein toller Regenbogen. Der Fluss brodelte, die Vegetation wurde dichter und verschlungener und die grossen Rhabarberblätter deckten alles zu. Am nächsten Tag war es wieder sonnig und wir fuhren nochmals zurück, denn wir wollten den imposanten Gletscher Exploradores sehen. Über einen schmalen Waldpfad gelangten wir zu einem tollen Aussichtspunkt wo sich der Gletscher wie eine träge Schlange herunterwindet.

Jetzt kamen ganz starke Winde auf und am Morgen begleitete uns viel Nebel, Wind und Regen auf der Weiterfahrt. Dann endlich in Villa Cerro Castillo gab es seit langem wieder einmal eine Teerstrasse. Wie herrlich entspannend. Nun sind wir für zwei Nächte in Coyhaique im gemütlichen Hostel Patagonia einquartiert.

Nächstes Reiseziel ist Puerto Montt das als Ende der Carretera Austral markiert ist.