Patagonien 9

22.3.-28.3.2017   Chile

                               Lenca – Ancud

 

In dem geschäftigen Puerto Montt füllten wir unsere Vorräte auf. Der Ort selber ist Ausgangspunkt für verschiedene interessante Bootstouren. Wir aber fuhren weiter auf die Insel Chiloé.

Chiloé ist die zweitgrösste Insel Südamerikas und hier ticken die Uhren wirklich langsamer. Die Insel ist 180 km lang und 50 km breit. Sie ist sehr hügelig und wellig und hat viele kleine Inseln vorgelagert. Es regnet sehr viel und oft aber wir hatten das Glück einige tolle Tage auf dieser sehr schönen Insel zu verbringen. Die Insel wurde zuerst von Huilliche-Indianer bewohnt, die vom Ackerbau und der Fischerei lebten. 1568 gründeten die Spanier ihre erste Stadt, aber die eigentliche Kolonialisierung begann mit den Jesuiten, die ab 1607 kamen. Aus Alerce-Schindeln und buntem Blech bauten sie 150 Holzkirchen, wovon 16 unter UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurden.

Unser erster Übernachtungsort war fantastisch. Wir durften beim Hotel Arena Gruesa in Ancud im Park oberhalb der Küste stehen.

Nun möchten wir gerne einige Holzschindelkirchen besichtigen. Darum besuchten wir im Ort das Kirchenmuseum. Anschliessend ging es über die gut ausgebaute R 5 Richtung Degan, dann der R 195 entlang nach Aucar, Tenaun und San Juan. Oftmals sind die geteerten Strassen sehr wellig, ein stetes auf und ab. Die Erde auf der Insel ist fruchtbar und die Kartoffelernte von Hand ist im vollen Gange. Hortensien, Rosen, Dalien etc. blühten wunderschön. Die Apfelbäume prallvoll und es hatte Sträucher mit roten kleinen Beeren (Murthen) aus welchen die Leute Saft pressen. Die grossen verpackten Heuballen stehen wie Soldaten in der Gegend. Die Rinder- und Schafherden sind nicht mehr so gross, dafür hatte es eher Kleinvieh. Alle bunt bemalten Holz- und Blechhäuser stehen auf Stelzen und haben Blumen ums Haus. Sie sind 4- oder 6-eckig, haben Erker, Türmchen, An- und Aufbauten aller Art. Es sieht nicht mehr ärmlich aus.

Da alles eingezäunt ist, wurde es schwierig einen Übernachtungsplatz zu finden. So fuhren wir an einer nächst möglichen Stelle mit 4x4 und Untersetzung zum Meer hinunter. Das war eine gute Entscheidung, denn wir standen in einer Meeresbucht mit Sicht auf den Vulkan Michimahuida und vielen Muschelbänken. 3 Delfine zogen vorbei und wir erlebten eine fantastische Stimmung.

Bei trübem Wetter erreichten wir den Fährhafen in Delcahué, wo wir gleich übersetzen konnten. Auf dieser Insel fanden wir 5 schlichte und einfache Holzschindelkirchen und zurück in Castro besuchten wir die frisch restaurierte sehr beeindruckende Kathedrale. Für den Fotografen waren natürlich die bekannten Palafitos, das sind bunt getünchte Stelzenhäuser oder Pfahlbauten eine Augenweide. Sie sehen zur Strassenseite aus wie normale Häuer, sind aber zum Wasser auf Stelzen gebaut, damit die Fischer bei Flut mit ihren Booten direkt unter die Häuser fahren konnten. Diese Häuser wurden früher von armen Leuten bewohnt. Heute aber sind Boutiquen, Hotels etc. und besser gestellte Leute Besitzer dieser renovierten Häuser.

In Conchi verabredeten wir uns mit Peter und Maja. Wir gingen da lecker essen. Diese Stadt wurde an ein extremes Steilufer gebaut und sie hat den passenden Beinamen „ciudad de tres pisos“ (Stadt auf drei Etagen). An den farbenfrohen Häuser sehen wir verschiedene Schindelmuster. Mit dem Bau der Kirche wurde 1754 begonnen, erst 1859 wurde sie im neoklassizistischen Stil beendet.

Auf der R 5 Richtung Quellon fuhren wir durch einsameres und ärmeres Gebiet. Die Häuser sind einfacher und die Leute haben einen indigenen dunkleren Einschlag. In Quellon gab es 1906 eine der ersten Schnapsbrennereien Südamerikas. 150'000 Hektar Urwald wurde dazu nach und nach verfeuert. Holzfäller, Köhler, Fischer und Abenteurer kamen hier zusammen und machten Kneipen und Bordelle unsicher. Die Alkoholfabrik gibt es längst nicht mehr, dafür immer noch viele Alkoholiker und Arbeitslose. Der Ort ist aber heute geschäftig und es gibt allerlei Läden wie, Bäckereien, Metzgereien, Kleiderläden, Schuhverkäufer und Restaurant.

Wir verlassen den interessanten Ort, den wir müssen noch dringend Wasser tanken. Auf der Herfahrt sah ich eine Tafel „Agua Fresca“. Da müssen wir hin. So folgten wir der W 891. Eine super Teerstrasse mit vielen Bodenwellen, eng und kurvig und stellten dann fest, dass das ja ein Ort ist und keine Wassertankstelle. Gleichzeitig sahen wir aber, dass bei jedem Haus ein Aussenhahn vorhanden ist. So fragte ich bei einem Besitzer ob wir von seinem Wasser nehmen dürfen. Aber sicher gerne! Er erzählte uns, dass er Schreiner sei und sein sehr schönes grosses Haus selber baute. Er lebe alleine, denn seine Söhne sind ausgezogen. Einer ist Ingenieur bei einer grossen Kupfermine. Nach dem Kaffeetrinken zeigte er uns sein Haus und was er alles selber mache. Schulen, Kirchen und Häuser in der Umgebung baute er zusammen mit 4 anderen Mitarbeitern. Ein tolles Erlebnis, er bot mir sogar seine Dusche an. Ich will da aber nichts missverstanden hören.

Weiter folgten wir der Strasse im weiten Bogen bis wir auf der R 5, W 50 und W 850 im Nationalpark Chiloé in Cucao ankamen. Auf dem „Camping des Parques“ standen wir wunderbar und unternahmen anderntags eine Wanderung.

Als Letztes wollten wir doch einmal Muscheln essen gehen. Dafür fuhren wir auf der R5 hoch und bogen in die W20 auf die Peninsula Lacuy nach Quetalmahue in ein uriges Restaurant. Frische Austern, welche der Chef mit seinem „Mitarbeiter“ öffnete, genossen wir in diesem schnuckeligen Restaurant. Lecker. Jetzt hängt auch unsere Visitenkarte unter vielen anderen an einem Balken in seiner Beiz.

Gegenüber beladen Arbeiter einen kleinen LKW mit getrockneten Algen. Da fiel ein ovales Ding herunter. Der Arbeiter nahm es auf und öffnete es mit seiner Machete. Es sah wie ein „Auster-Kokon“ aus.  Darin waren zwei Muscheln, eine Muschel mit rötlichem Inhalt, den er Fredy zum Probieren anbot......, die andere ass er dann selber und eine kleinere, die dann die Auster-Muschel war. Wahrscheinlich ernährt sich die eine von der anderen.... Aber ich kann euch erzählen alles ging gut und der Spass war es wert.