22.7. – 4.8.17    Bolivien II

                          San Matias – Desaguadero

 

Der Municipale Camping von San Matias wäre eigentlich sehr schön gelegen. Nur war alles kaputtgeschlagen und verlassen. Ausser den Unken, Glühkäfern und uns war niemand mehr da.

Auf der R 10 fuhren wir über „Holzbrüggli“, durch Dschungel und Baumbuschwald. Ab und zu war eine Hazienda mit Rindern zu sehen und an einigen Stellen musste die Dammstrasse stabilisiert werden. Das Wasser nagt schon an einigen Stellen, obwohl die Strecke oft mit einer schönen Palmenallee versehen war. Fünf Militärposten passierten wir. Mühsam wurden jeweils die Daten in ein Buch eingetragen während dem 3-4 Boys mit der MP herumstanden und nicht wissen was tun. Meistens sind das alles sehr junge Menschen die kaum richtig schreiben und lesen können. Dafür wollen sie aber gerne ein „Geschenk“ was wir aber nicht bereit waren zu geben. Wir stellten uns dann nach San Vincent Sicht geschützt in eine Baugrube.

Es wurde heisser und der Weg zog sich über 100 km schlechte Sandstrasse. Wir kamen nach Las Petas, einem geschäftigen Dörfchen. Es gab Verkaufsläden aller Art. Alle leben weit auseinander und man kommt nur für einen Grosseinkauf in den Ort. Meistens per Bus oder Taxi. Wir machten uns Gedanken wie das wohl bei uns wäre. Wir reklamierten ja schon, wenn der Migros von der einten zur anderen Rheinseite verlegt wurde. Man kann sich das einfach nicht mehr vorstellen...

In San Ignacio de Valesco war ein Patronats- und Rodeofest. Sieben Tage wurde gefeiert. Wir kamen zur Mittagszeit an und wollten etwas essen. Die Bürgermeisterin, welche das Restaurant betrieb, lud uns spontan ein. Sie war auch die erste Vorsteherin einer der neun Hazienda-Kommunen. Das war ein Rummel, alle von diesen Haciendas kamen in ihren traditionellen Kleidern.

Nach 300 km Schotterstrasse von der Grenze her ging es endlich auf gutem Weg nach Conception zur Laguna Zapaco, einem Vergnügungsort. Ein Bus voller traditioneller Mennoniten kam an und einer bestaunte das kleine Schifferboot. Vielleicht möchte er ja auch eines bauen?

Wir genossen diese Strecke nochmals zu fahren und bogen dann bei San Ramón in die R 9 Richtung Trinidad. In diesem Gebiet wächst wiederum eine andere Sorte Palmen und die meisten Häuser wurden mit diesen Blättern bedeckt. Hin und wieder sieht man Häuser aus Backstein ansonsten alle mit Lehmziegelsteinen. Die Rinderherden werden weniger und es wird viel Ackerbau betrieben. Vor allem Reis und Soya. Nach dem geschäftigen Ascension de Guarayos folgten sehr schöne und gepflegte Haciendas. Das Land ist flach, gerodet und angepflanzt. Endlich ein Schatten spendender Platz. 34° am späten Nachmittag wo wir auch gleich übernachteten.

24° am Morgen und wir waren froh mit der Klimaanlage zu fahren. In San Pablo machten wir es geschickter und tankten mit Kanistern Diesel für ca. Fr. -.65 anstelle des teureren internationalen Preises. Farmer kamen mit ihren Pickups und füllten ganze Fässer.

Urwald und Savanne wechselten sich nun ab und im Gebiet vom Llanos de Mojos wurde auf grossen Feldern Soya und Reis angebaut. Auch bekam die Bevölkerung Land von den Kommunen zugeteilt, damit sie eigenständig pflanzen und einige Tiere halten können. Alles ist mehr oder weniger sauber. In dieser Region liess der Präsident eine Milcheinrichtung bauen. So können die Kühe besser gemolken und die Milch gleich verarbeitet werden. Eine sinnvolle Sache, denn damit kommen die Leute vom Coca-Anbau weg. Aber fast alle haben eine dicke Backe voller Coca-Blätter, welches wir natürlich auch ausprobierten. Schmeckt etwas nach „Spinat“. Der Tee hingegen ist recht gut.

Maut mussten wir jeweils bezahlen, dafür winkte uns die Polizei wieder durch. Nur einer schrieb alles fein säuberlich in ein Buch.

In Trinidad, welches schon zum südlichen Amazonas gehört, wollten wir einkaufen. Die vielen Kleiderläden waren alle in einer kühlen Halle, das Fleisch hingegen hing draussen an einer Holzstange. In den kleinen Läden gab es Büchsen, Gläser und Flaschen voller Sachen und das Gemüse lag etwas verwelkt herum. Es wurde immer schwieriger sich gut einzudecken. Das macht eigentlich gar nichts, denn so kochen und essen wir einfacher und bescheiden. In Trinidad verkehrten auch mehr Motorräder als Autos. Um 13.30 zur „Rushhour“ fuhren wir aus der Stadt. Bis zu fünft sitzen sie auf den Töff’s und kamen besser auf der mit vielen Löcher gespickten Strasse vorwärts als wir.

14 km nördlich von Trinidad kamen wir in einer Stunde auf unserem abenteuerlichsten Weg zum „Complejo Touristiquo Ecologico y Arqueologico“ Chuchini-Camp. Ein sehr idyllischer Platz an dem wir gerne einige Tage bleiben wollen. Mirjam empfing uns sehr herzlich und wir richteten uns gerne in ihrem Gästehaus ein.

Der nächste Tag wurde sehr heiss und als erstes fischten wir aus dem grossen Weiher unser Mittagessen. Efrem zeigte uns sein Museum wo er ganz spezielle Gegenstände der ehemaligen Moxos bei ihrem Hausbau und umgraben der Dämme gefunden hatte. Bis ca. 5000 Jahre alt sollen sie sein und bestanden nur aus Sand, Lehm oder Holz. Die Moxos bauten in diesem Sumpfland spezielle Dämme um bei Hochwasser darauf leben zu können. Man weiss nicht recht woher sie kamen und warum sie ausgestorben sind. Niemand interessierte sich für sie. Einige dieser Dämme stehen heute noch und schützen vor Überschwemmungen. Später spazierten wir im nahen Wald und sahen einige Tiere die Efrem vom ehemaligen Zoo bei sich aufnahm und sie mit der Zeit wieder auswildern will. Dann kam das „Highlight“ Piranha-Fischen. 4 Stück zog ich heraus. Die kleinen Beisserchen sahen schon furchterregend aus. Anderntags bekamen wir sie dann zum Frühstück. Echt lecker! Am Abend gingen wir die Kaimane beobachten. Efrem nahm einen 3 Wochen und einen 1 ½ Monate alten Kaiman aus dem Wasser. Da sind sie schon noch rechte „Schnüggel“. Den nächsten Tag verbrachten wir auf einem gedeckten Schiff und fuhren zu einer Sandbank. Im feinsten Sand suhlten wir uns, schmierten uns ein, liessen alles trocknen und wuschen es anschliessend im Wasser wieder ab. Dieses Vergnügen ist nur bei genügend hohem Wasserstand möglich. Nun sind wir 10 Jahre jünger... Wir beobachteten Affen und Süsswasserdelfine. Auch landete das Hospitalschiff uns gegenüber an. Die verteilen den Indigenen Medikamente und können sogar kleinere Operationen vornehmen.

Das ganze Gebiet besteht nur aus Sand. So kommt es vor, dass bei Hochwasser alles weggeschwemmt wird und die Sandbank sich auch verändern kann. An den Ufern ist es schwer etwas Stabiles zu bauen, denn das nächste Hochwasser kommt bestimmt.

Es zog uns weiter nach La Paz. Nach San Borja nahmen wir die schlechte R 3. Die bestehende Strasse wurde grossflächig erhöht und wir sahen chinesische Baumaschinen und Arbeiter. Bei einem kleinen indigenen Dorf fragten wir die Lehrerin ob wir bei ihnen übernachten dürfen. Sie hatten am Vortag ein Fest und waren am Aufräumen. Trotzdem waren wir willkommen. So stellten wir uns an einen geschützten Platz neben muhende Kühe, Geissen, Hühner, Schweine und Hunde. Auch gab es viele Kinder. Es wurde uns erzählt, dass viele Frauen von verschiedenen Männer Kinder hätten. Die Männer sind nicht so „Familien bewusst“. Lieber stromern sie anderweitig herum, trinken oder arbeiten nichts. Somit ist es den Frauen überlassen die Kinder zu erziehen und durchzubringen.... Am Abend kam noch ein „Fahrender“ mit Obst vorbei und ich kaufte Mandarinen und verteilte sie an die helfenden Leute und „Stofftierli„ an die Kinder. Die bereiten übrigens überall grosse Freude.

Auf der kommenden Strecke „schluckten“ wir viel Staub. Eine üble Strecke, es wird gebaut und alles ist braun. Jeder LKW oder Taxibus deckt dich von neuem ein. Andere Fahrzeuge sind eher selten zu sehen. In Yucuma nahmen wir uns ein Zimmer im Hotel Tropical. Ein einziges Badetuch konnte ich der „kurligen“ Besitzerin abluchsen. Sonst gab es nichts.  Am Abend gingen wir auf die Gasse essen. Ein buntes Treiben herrschte. Grillstände, Tisch und Bänke und man bekam Reis, Yuca und div. Fleisch. Es schmeckte richtig lecker. In einigen Läden kann man sogar Sackweise Coca-Blätter kaufen, denn hier ist der Coca-Anbau vom Staat erlaubt.

Weiter auf der einmal besser mal schlechteren R 3 gab es eine neue Anzeigetafel. Diese zeigte uns an auf welcher Strassenseite wir zu fahren haben und natürlich hatten es alle eilig. Am Sonntag war Markttag und die bolivianischen Frauen trugen lange Röcke, Zöpfe mit Kordeln daran und lustige Hüte.

Zum Übernachten gingen wir an den Rio Yara neben Caranavi. Viele Familien waren da, wuschen ihre Wäsche, badeten oder putzten ihr Auto. Wir wurden schon etwas komisch begutachtet. Doch niemand belästigte uns. Eine riesige Sauerei rundum und so verzogen wir uns etwas weiter weg.

Wochentags wurde auf der Carretera „Cierra de Via“ gearbeitet. So warteten wir geduldig bis 17.00 Uhr. Dann aber ging es Achtung, fertig los. Jeder wollte der erste sein. Wir befuhren nun die berüchtigte „Todesstrasse“. Seit 10 Jahren aber wird sie stetig 2-spurig ausgebaut. Die restlichen Stücke sind sehr übel. Eng, Fels überhängend und mit tiefen Wasserlöcher versehen. Zum Ausweichen gab es einige schmale Stellen. Natürlich wieder viel Staub. Wenn ein LKW vor dir fährt siehst du nichts mehr und wir warteten jeweils bis sich das Gröbste gelegt hatte. Trotzdem fuhren wir hinter einem her und erlebten somit keine bösen Überraschungen bei Gegenverkehr. Es kamen uns Lastwagen mit Anhänger, Tieflader und Busse entgegen. Ein letztes abenteuerliches Stück gibt es noch für die Mountenbikers. Viele Busse voller Fahrräder und Abenteurer begegneten uns. Da es schon dunkel wurde übernachteten wir hinter einem Steinhaufen.

In dieser Gebirgslandschaft sahen wir viele Coca-Felder. Überall verstreut sah man kleine Hütten und pflückende Leute an den sehr steilen Hängen. 600 kg Coca-Blätter ergeben ca. 1 kg Kokain.

Die letzten 98 km konnten wir gemütlich angehen, weil ja die Strecke wieder gesperrt wurde. So erreichten wir auf 4'668 m Höhe die Laguna Estrellani. An diesem sehr schönen Ort war zurzeit ein „Schamanenfest“ im Gange. Viele Indigene und Taxifahrer waren mit ihren Opfergaben angekommen und ein Schamane betreute jeweils die Gäste. Die Gaben wurden mit Alkohol bespritzt und verbrannt. Das wiederum ist eine gute Gelegenheit viel zu trinken. Ein enormer „Dreckhaufen“ lag herum und ein eigenartiger Duft....

Viele mehrgeschossige Backsteinhäuser mit Verkaufs- und Werkstattläden säumen den Weg. In La Paz angekommen lotste mich Fredy durch die Stadt. Es ging recht gut und die Fahrweise der Taxi- und Busfahrer war anständig. Glücklich erreichten wir das Hotel Oberland und unerwarteter weise trafen wir Silvia und Beat wieder einmal. Plaudern, faulenzen, schreiben und gut essen war angesagt.

Nach El Alto fuhren wir an einer sehr vermüllten Strasse entlang. Zu denken gab das Umweltplakat mitten im Müllhaufen...

Erste Umleitung. Da Nationalfeiertag war gab es viele Prozessionen in der ganzen Stadt. Musik spielte und von jedem Ort kam der Präsident mit seinem Gefolge. Fahnen und traditionell gekleidete Frauen nahmen daran teil und wir durften diese so richtig schön fotografieren. Während vier Stunden kreuz und quer durch Marktstände, neu erstellte Barrios und Baustellen fahren kamen wir endlich an die einzige Brücke die nicht gesperrt war. Das war vielleicht ein Run. Von rechts, links und entgegen kamen Autos und LKW’s. Aber es klappte und wir kamen ohne Kratzer aus der Stadt.

Die kommende Landschaft entschädigte uns von dem Frust. Gelb-ocker farbig und voller Büschelgras prägte das Landschaftsbild. Viele kleine Weiler mit kleinen Lehmziegelhäusern und mit Schilf bedeckten Ställen ziehen an uns vorbei.

In Tiwanaku angekommen besuchten wir als erstes die beiden Museen. Plötzlich standen Marietta und Jan vor uns die wir in San Pedro de Atacama getroffen hatten. Wir sassen noch mit ihnen und dem Polizisten Martin zusammen. Tiwanaku ist die wichtigste und die sehenswerteste präkolumbische Kulturstätte Boliviens. „Unesco Weltkulturerbe“. 2002 wurde der 20 t schwere Riesenmonolith Bennett von La Paz zurück zur Ruinenstätte Tiwanaku gebracht. Man weiss aber auch nicht wirklich was die ganze Anlage bedeutet. Auf jeden Fall war es sehr interessant zu sehen wie schon vor vielen Jahren mit Steinen ganz exakt gebaut wurde. Es gab keine Zwischenräume und keinen Mörtel. Unglaubliche Präzisionsarbeit. Besichtigung auch von Pumapunku.

Wir verliessen Bolivien das zweite Mal und fuhren nach Desaguadero zur Grenze und suchten da den Polizei- und Zollposten. Durch das geschäftige Städtchen, welches viele Marktstände hat, erfragten wir den Weg zu diesen Orten. Es klappte zügig und weiter ging es über die Brücke Richtung Peru.

Bolivien gefällt uns immer besser und wir fühlten uns wohl.