26.5. – 16.6.17   Argentinien

                            Salta – Formosa

 

Erstens kommt es anders - zweitens als man denkt.

Zwei erlebnisreiche Wochen verweilten wir in Salta auf dem Camping Municipale. Unsere „Cajita“ bekam einen Service und neue Pneus. Alles ging reibungslos über die Bühne. Die Leute waren hilfsbereit und sehr speditiv. Nun organisierten wir eine neue Maestro Card von der Schweiz. Unsere Tochter sandte die Karte per „Urgent“ Post und die kam dann innerhalb von 4 Tagen im Schreibbüro von Claudia an. Ein super Service. Nochmals herzlichen Dank.

Kurz darauf bekamen wir von unserem Sohn die SMS, dass ein Herr von Buenos Aires unser Portemonnaie bei der Laguna Blanca in Catamarca gefunden hätte. Er machte ein Foto vom Inhalt und da die wichtigsten Karten fehlten schrieben wir ihm, dass er alles behalten könne. Das war schon aussergewöhnlich.

Der Platz ist sehr gut gelegen und die Bushaltestelle befindet sich, wie auch der Brotladen, neben dem Eingang. Auch der Wäscheservice ist zu empfehlen. Mit dem Bus fuhren wir jeweils in die sehr geschäftige Stadt. Im Zentrum liegt ein Laden neben dem anderen. Vor allem hatte es Kleider- und Schuhläden, Fastfood und Sandwichläden, Lotto- und Krimskramsläden, Taschen- und Schmuckläden etc. natürlich auch Banken und Restaurants. Auch auf der Strasse gibt es eine Menge Kleider-, Schmuck- und Fressalien aller Art zu kaufen. Musikanten und Künstler wetteiferten um die Gunst der Passanten.

Besuch des MAAN-Museums. Da werden die Niños del Llullaillaco gezeigt. Das waren drei Kinder die vor über 500 Jahren zur Zeit des Inkareichs lebten und den Göttern geopfert wurden. Im März 1999 fand man die gut erhaltenen Mumien gefroren auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco in rund 6700 m Höhe. Eine schauerliche Geschichte. Andere Völker, andere Sitten!

Alles war eingepackt und vorbereitet für die Fahrt zum NP El Rey. Beim Startversuch stellte sich heraus, dass die Batterie leer war. Nichts ging mehr. Der Portier vom Camping gab uns eine gute Adresse für die gesuchte Batterie an. Da wurden wir kompetent und schnell bedient. Zuerst bezahlen und dann wurde sie installiert. Die Leute setzten sich sehr ein und so fuhren wir in kurzer Zeit Richtung NP El Rey auf der R9. In Lumbreras bogen wir in die R5, später in die R20, wo eine 37 km lange Naturstrasse durch dichten Regenwald und einige Flüsse führte. Zum Glück hatten wir trockenes Wetter. Der Campingplatz ist schön gelegen und es tummelten sich verschiedene Vögel herum. Kaum waren wir angekommen verzog sich leider der Tucan. Der Ranger versprach uns am Samstag eine Internetverbindung zur Verfügung zu stellen aber als wir um 17.00 Uhr ankamen war kein Mensch da.

Zurück in Salto trafen wir andere Reisende die uns erzählten, dass die Lagunenrute in Bolivien wegen zu viel Schnee und Kälte geschlossen wurde. Was für ein Frust, wollten wir diese Strecke doch fahren. Es soll eine der schönsten sein. Von Silvia und Beat hörten wir, dass sie in Paraguay auf dem Campingplatz René und Marion „Hasta la Pasta“ in Altos stehen. So entschieden wir uns auch auf diese Seite zu fahren.

Im Supermercado, der Metzgereiabteilung stand ich dann gute 20 Minuten an bis ich an der Reihe war. Heute gab es Hackfleisch in Aktion. Nur ein Metzger bediente die Kundschaft. Die anderen arbeiteten im Hintergrund. Bei jedem Kunden ging der Metzger nach hinten und liess ganz gemächlich dieses Fleisch zweimal durch die Maschine. Das muss man auch erlebt haben. Auch bei der Post stellt man sich in eine lange Reihe um etwas aufzugeben. Alle warten sie geduldig bis sie an die Reihe kommen. Ja das Anstehen will gelernt sein. Da viele Leute auf Kredit leben stehen sie auch am Freitag oder Montag in langen Schlangen für die Rückzahlungen an.

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Salta genossen wir noch einen schönen Abend mit gutem Essen und Musik in der Casona del Molina. Das Restaurant öffnet aber erst um 21.00 Uhr. Bevor wir nach Hause gingen trafen wir noch Daniela, Andre und Carlos von Buenos Aires mit denen wir noch eine gemütliche Stunde verbrachten.

Endlich ging es wieder weiter Richtung Norden nach Humahuaca. Wir folgten der R 5 durch ein romantisches dicht bewaldetes, enges (4m) und sehr kurvenreiches Gebiet über 1500 m. Die meisten Bäume waren mit Flechten, verblühten Orchideen und Lianen behangen. Auch zum Kreuzen gab es fast keine Möglichkeit. Am Stausee Las Maderas angekommen wurden wir von Einheimischen herzlich willkommen geheissen. Einige schöne Villen versteckten sich zwischen den Schatten spendendem Wald, ansonsten die Häuser und Menschen sehr einfach leben. Bis auf 2500 m wird Acker- und Gemüsebau betrieben und einige Tiere zupften am saftigen Gras. Was wir immer wieder sehen sind gross angelegte und gut gepflegte Fussballplätze und Sportanlagen.

In San Salvador de Jujuy, die mehrfach gegründet und von Indianern zerstörte Stadt, gibt es ein paar wenige Hochhäuser und viele unfertige Häuser. Letztmals und endgültig wurde die Stadt 1593 gegründet. Die meisten Häuser sind mit Blechdächer bedeckt und werden vorsorglich mit schweren Steinen belegt damit diese bei Sturm nicht wegfliegen. Wir folgten der Quebrada de Humahuaca. Von Purmamarca dem „Cerro del los Siete Colores“ bis nach Humahuaca zeigten sich die Bergformationen in vielfältigsten Farben.

4° am Morgen und schönstes Wetter. Als erstes besichtigten wir den Hauptort Humahuaca. Die Strassen waren mit Kopfsteinpflaster belegt und in den kleinen Läden, welche bunte Tücher, Taschen und andere Gegenstände ausstellten, herrschte ein reges Treiben. Auch der Gemüse-, Früchte- und Fleischmarkt ist gut sortiert. Ganz speziell war, dass der Innenraum der alten Dorfkirche sorgfältig mit Kaktusholz verkleidet wurde.

Nun fuhren wir über die Autostrasse der R66, R9 und R68 Richtung Quebrada de la Conchas. 7 Strassenkontrollen passierten wir ohne Probleme, denn die Polizisten und das Militär winkten uns freundlich durch. Vorbei an Zuckerrohr, Tabak und Chili hielten wir Ausschau nach einem Übernachtungsplatz bei der Quebrada de Colores.

Wir fahren nochmals auf der R40, weil wir unbedingt die Piedras de Pomez (Bimssteine) anschauen wollten. Ein guter Tipp von einem Reisenden! So bogen wir in Hualfin in die R43. Was für eine prachtvolle Strecke. Die höchsten Berge sind verschneit und alles sah traumhaft schön verzuckert aus. Ab 3400 m gab es erste Schneeflecken und bei fast 4000 m durchfuhren wir etwas Schneematch. Wir überquerten die Sierra Laguna Blanca von Catamarca. In El Peñon bogen wir beim Wegweiser zu den Piedras de Pomez in die abenteuerlichste Pistenstrasse RN34. Bei trockenem Wetter ist die Sand- und Steinstrecke mit 4x4 gut zu fahren. Man könnte sie auch mit einem Guide fahren aber wir wollten zum Sonnenunter- und Sonnenaufgang da sein. So suchten wir den besten Weg und genossen diese tolle Formation im schönsten Licht, später bei Mondschein und schlussendlich den fantastischen Sternenhimmel ohne Fremdlicht.

-2° schönstes Wetter und kein Floh hörte man husten, absolute Stille und Einsamkeit. So genossen wir diese Schönheit über alles.

Wir staunten als wir zum ersten Mal Vicuñas mit Ohrenmarken sahen. Ich denke die kamen von einer Zuchtstation. Weiter auf der R40 fuhren wir dem Rio Belén und der Sierra Gulampaja entlang, bogen in die R46 nach San Miguel de Tucumán und wendeten nach 38 km wieder wegen ganz übler Streckenführung.

Das Wetter wurde etwas bedeckter und die farbige Quebrada war nicht mehr so spektakulär. Die Reben bekamen ihren ersten Schnitt und die Chilis trocknen auf dem Boden. Wenn wir den keine „Böppel“ mehr in den Dörfern passieren, fuhren wir durch x-Fluss-Vertiefungen. Jedes Mal, wenn man gut im Schuss war musste man wieder herunterschalten, sonst rumpelte es ordentlich in der Kiste.

Nach Salta nahm der Verkehr merklich zu, die LKW’s ziehen wie die „Verrückten“ an uns vorbei und zwischendurch quetschen sich noch die Motorradfahrer. Vor den Polizeikontrollen fahren dann alle wieder wie „Lämmer“.

Im gestrecktem Galopp fuhren wir auf der R34 an San Pedro vorbei, denn wir wollten über die R 81 nach Formosa fahren. Ca. 130 km lang nur Zuckerrohrplantagen. Wie weit die Felder ins Land hinein gehen konnten wir nicht sehen. Dann wieder Orangen-, Pomelos- und Mandarinenbäume auf denen sich gerne die schnatternden Papageien niederlassen. Ganze Schwärme ziehen sie an uns vorbei. Weiter sahen wir Flaschenbäume, verschiedene Arten von Kakteen, Nester von Webervögeln in Bäumen und an Strommasten, auf und an der Strasse Schlangen, Säuli und Caranchos (typische Raubvögel im Chaco) die nicht wegflogen, sondern warteten bis man ev. eine Schlange überfuhr.

Da es sehr nass war standen die unzähligen Palmen und Rinder tief im Wasser. Bei zu grossem Hochwasser können die Rinder auch einmal ertrinken oder sie stehen dann alle auf der Strasse. Die Strecke zur Laguna Yema war leider sehr urig. So übernachteten wir auf der Hälfte des Weges und sahen wie die Leute mit Vollgas auf ihren Töff’s diese Strasse befahren... Dann gehen sie wieder für ein paar Pesos tanken. Wir genossen dafür bei verbleibenden 26° den herrlich warmen Abend.

Vielstimmiges Vogelgezwitscher weckte uns und wir machten uns auf den Weiterweg. Wir sahen wie ein halb gesatteltes Pferd aus dem Gebüsch geschossen kam, welches bestimmt seinen Gaucho abgeworfen hatte, einen Holzwagen mit 3 vorgespannten Eseln die flott vorbeitrabten und einen Grossvater der mit dem Schubkarren voller Holz und seinem Enkel obendrauf vielleicht von weit herkam. Auf dieser Strecke sahen wir auch die braunen, erdhügelähnlichen Öfen. Das sind Köhleröfen, in denen Holzkohle hergestellt wird.

Die Gegend wurde sumpfiger und in den Tümpeln sind Fischreiher, Störche und Jaribús zu sehen. Wir durchquerten den Chaco Central der sehr dünn, früher von vielen Indianern, heute mit europäischen Einwanderer dichter besiedelt wird. Das Klima ist im Sommer sehr heiss und im Winter kann es Fröste geben und es fällt der meiste Niederschlag.

Letzte Übernachtung in Formosa neben einer Hotelanlage. Es war etwas weich und am Morgen kamen wir dann nicht mehr heraus. Oh Schreck! Das war das erste Mal wo wir Hilfe brauchten. Auf der gegenüberliegenden Strasse gab es eine Bude mit verschiedenen Fahrzeugen und da fragte ich um Hilfe. Kein Problem, schlussendlich zog uns ein Traktor aus dieser misslichen Situation und wir fuhren auf der R11 weiter nach Clorinda an die Grenze.

Nun verlassen wir dieses abwechslungsreiche und friedliche Land. Erinnern uns gerne an all die schönen Begegnungen mit den liebevollen Menschen und der Farbenvielfalt des wunderschönen Gebirges.