5.5.-14.5.17        Chile

                            Cerro Paranal – Susques (Arg.)

 

Steil ging es von 480 m auf 1'720 m hoch. Alles ist kahl und rötlich. Hin und wieder sahen wir Probebohrlöcher, denn das ganze Gebiet ist voller Mineralien. Nachdem die Salpeterminen geschlossen wurden suchte man vermehrt nach Kupfer. In Chuquicamata steht die grösste offene Kupfermine der Welt. Ab 2019 wird der Tagebau eingestellt und weiter unterirdisch gefördert. Bis heute macht Kupfer ca. 40 % der chilenischen Exporte aus. In der Wüste sucht man nach Schwefel, Phosphate, Gold, Silber, Mangan, Platin, Lithium welches für die Elektronik von Bedeutung ist und Salze etc.

Für einen Fotostopp hielten wir bei der „Mano del Desierto“. Leider wächst hier ausser Steinen, Sandbergen und „Autowracks“ nichts mehr. Mittagshalt bei einem ehemaligen Bohrloch. Kurz wollten wir hineinschauen, aber „oha lätz“ Fredy packte schon das Goldfieber. Mit dem Hammer ausgerüstet ging er los und kam mit einem blau schimmernden Stein zurück. Sofort wurde gemessen und siehe da es kam etwas Kupferoxyd heraus....

Wir fuhren auf die R5 zurück und bogen in die B710 Richtung Paranal. Da stehen auf dem 2'600 m hohen Cerro Paranal vier riesige, silbern blitzende „UFOs“. Es sind die Kuppeln des Observatoriums der europäischen Astronomie-Organisation. Das Teleskop kombiniert vier Spiegel von je 8,20 m Durchmesser. Auf dem benachbarten Cerro Armazones entsteht derzeit ein Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 40 Metern! Die interessante Führung begeisterte uns sehr. Da wir uns nicht über das Internet anmeldeten, erkundeten wir uns am Abend vorher ob es auch ohne Anmeldung ging und übernachteten dann etwas unterhalb. Der Sicherheitsdienst kam noch vorbei und sagte, dass wir ja kein Licht brennen lassen sollten.

Wieder auf der R5 passierten wir Antofagasta. In der Umgebung der Wüstenstadt entstanden viele Industrie- und Minenverarbeitungs-Stätten. Alles ist schmutzig und bei den Kupferminen sahen wir wie ganze Berge abgebaut, gesiebt, gewaschen und wieder neu aufgebaut wurden.

In Baquedano gibt es ein Bahnhofmuseum aber einzelne Züge transportieren immer noch Güter irgendwelcher Art. Es ist auch ein Umschlagplatz für die LKW-Chauffeure. Ich kaufte noch Brot bei „Nelly’s Minimarket“ und als ich eintrat zupfte sie ihren Minirock etwas weiter herunter...

In der Atacamawüste sahen wir nun die ersten Solarkraftwerke. Es wäre schön, wenn dies mehr genutzt würde, denn Sonne gibt es hier genügend.

Es war heiss, trocken und durstig trotzdem besuchten wir noch die alte Salpeterstadt Chacabuco. Die 1924 in Betrieb genommene Minenanlage war eine Fehlinvestition der britischen Firma Anglo Nitrate. Deutschland hatte während des Ersten Weltkrieges mit der industriellen Herstellung künstlichen Salpeters begonnen. Damit war Chiles Monopol auf den Rohstoff für Düngemittel und Sprengstoff gebrochen. Kurzzeitig wurde hier pro Monat 15'000 Tonnen des Minerals gewonnen und bis zu 7'000 Arbeiter und ihre Familien lebten in den Barackensiedlungen. Wir durften anschliessend in der verlassenen Siedlung übernachten, besuchten aber keine Vorstellung in dem renovierten Theater.

Jetzt fuhren wir auf der B 385 weit in die Atacamawüste und wollten etwas einsamer reisen. Denkste! Alle paar Kilometer kam uns ein LKW oder ein Baustellenauto der Minen entgegen. Auch hier beuten sie Kupfer aus. Alles ist zerfahren und zerfurcht, es sah gar nicht mehr schön aus. Wir fragten einen Chauffeur was er denn führe. Er erklärte, dass sie aus dem Salar de Atacama Lithium (für Batterien) und andere Salze gewinnen. Diese werden zum Hafen gefahren und ins Ausland exportiert. Wir fuhren auf der linken Seite des Salzsees auf der Ruta Valle de la Luna hoch und sahen wie überall nach Mineralien gegraben wurde. Die wunderschöne Cordillera de la Sal begleitete uns rechts, und bis zum Abbieger zur Laguna Baltinache war es gut zu fahren, anschliessend übelste Schotterstrasse. Dann erreichten wir über die R 23 den Camping/Hostal-Platz Takha-Takha in San Pedro de Atacama und hatten gutes Internet welches wir natürlich gerne nutzten.

Mit dem Auto durften wir im Valle de la Luna verschiedenste interessante Orte anfahren. Auch kletterten wir in den verschlungenen Cave. Diese Täler sind mit Sand und Salz verkrustet und es entstanden ganz spezielle Formen. Anschliessend trafen wir uns mit Helmut + Edda, Martin + Myriam, Alexandra, Gitta und Oskar auf dem 300 m weiter gelegenen Campingplatz. Sie wollten die Lagunenrute fahren. Wir haben uns missverstanden, denn wir wollten zuerst noch den Norden von Argentinien fahren. So trennten sich unsere Wege. Vorerst aber war Sturm angesagt und wir blieben noch in San Pedro de Atacama.

San Pedro de Atacama ist ein quirliges Wüstenstädtchen. Der Tourismus ist hier gut ausgebaut und es gibt viele Hotels, Hostels, Reiseagenturen und Restaurants. Die Besitzer sind mehrheitlich Ausländer oder Santiaguinos. Wenig begeistert schauen die alteingesessenen Bewohner auf die europäischen Aussteiger, die sich hier einfacher als sie selbst mit dem Ersparten aus Europa und dank ihrer Sprachkenntnisse eine neue Existenz aufbauen können. Es pulsiert alles und jeder möchte natürlich das beste Angebot präsentieren. Natürlich bekam man dann auch das beste Baguette oder Croissant in der Panadería Franchutería. Hervorragend!

Weiter auf der R 23 + B 355 fuhren wir an einer Tamarugo-Baum-Pflanzung vorbei. Der Baum trotzt der Trockenheit und dem versalzenen Boden und die tief reichenden Wurzeln können das Grundwasser aus 5 bis 12 m Tiefe ziehen. Südlich von Toconao geht es rechts ab zum Lago Chaxa auf dem Salar de Atacama. Der Salar hat eine Fläche von ca. 3000 km2 und ist das zentrale Sammelbecken für das stark mineralische Wasser. In der abflusslosen Senke verdunstet das Wasser und an der Oberfläche setzt sich eine stark salzhaltige Schicht ab, die im Salar de Atacama mit Lehm vermischt ist. Die krustige und körnige Oberfläche ist nur stellenweise blendend weiss, meist aber braun, gelb und grau. Einige Wasserbecken haben die Salz-Lehm-Kruste der Oberfläche durchbrochen und so haben sich 3 verschiedene Arten von Flamencos in diesem Gebiet angesiedelt. Es sind dies die Anden-, James- und Chilean-Flamingos.

Viele Wasserrinnen durchfurchen das Gebirge und man kann nichts Festes bauen da alles aus Sand und Kies besteht. Wenn die Menschen doch einmal ein Haus bauen, nehmen sie die Steine die sich aus dem Gebirge herauslösen und verkleben es mit Lehm.

Sandsturm kommt auf und wir bekommen immer wieder etwas davon ab. Es zieht sich hoch bis zum Himmel und alles ist trüb. Auf der R 245 + B 223 ging es Richtung Guatin weiter zu den El Taito Geysers. Grosse Kakteen und ab 4'000 m Höhe begleiteten uns Vicuñas. Gegen Abend erreichten wir die Geysers auf 4'305 m Höhe und durften eine erste Rundfahrt machen. Wir übernachteten auf dieser Höhe und tranken Coca-Tee. Um 6.00 Uhr kamen die ersten Touristenbusse und schon bald waren über 100 Personen auf dem Platz, bereit um die Geysers vor dem Sonnenaufgang zu fotografieren. Was für ein Spektakel. Aus Dutzenden von Erdlöchern dampfte und sprudelte heisses Wasser in die Luft und wer wollte konnte neben den Geysers im Naturpool mit Thermalwasser baden.

Die Höhe tat mir nicht so gut und ich war froh wieder etwas tiefer zu gehen. Ein wunderschöner Tag und die malerischen 6’000er zeigten sich gestochen scharf. Sogar der Vulkan Putana rauchte vor sich hin.

Nach dem Tanken bei der gut versteckten Copec-Tankstelle in San Pedro de Atacama fuhren wir ein zweites Mal zum Valle de la Luna, wir wollten den Sonnenuntergang erleben und uns von der Höhe erholen. Auch hier kraxelten viele Touristen herum.

Es war Sonntag und ich kaufte noch Brot ein. An einigen Orten sang ein Mann um auf seine Kirche aufmerksam zu machen und als ich vorbei ging bezog er mich in sein Lied ein um mich einzuladen. Eine schöne Geste. Wir aber wollten über den komplett asphaltierten Paso Jama fahren.  Zügig ging es die ersten 45 km von 2'440 m Höhe bergan, bis auf 4'000 m Höhe der Altiplano erreicht wurde. Über die vier Pässe von 4'600 – 4'835 m Höhe durchfuhren wir die spektakulären Altiplano-Ebenen und vorbei an schön eingebetteten Salzseen und skurrilen geologischen Formationen. Einfach fantastisch. Die verbleibenden Grasbüschel schimmern gelbgrün und weit hinten sieht man den fast 6'000 m hohen Vulkan Licancabur.

Beim chilenischen-argentinischen Zoll waren wir in 20 Minuten durch und somit verabschieden wir uns von dem unglaublich schönen, interessanten und faszinierenden Chile, den netten Menschen und behalten beeindruckende Erlebnisse in dankbarer Erinnerung.