21.4. – 25.4.17   Chile

                            Valparaiso – Juntas del Toro

 

Nach der grossen Verabschiedung unserer Freunde in Valparaiso brauchten wir viel Fingerspitzengefühl um ohne Kratzer aus dem Parkplatz und den verwinkelten Gassen heraus zu fahren. Wir fuhren von der R 68 auf die R 5 nach Rancagua. Überall werden Gemüse, Früchte und Blumen gepflanzt, geerntet und an vielen Ständen an der Strasse verkauft. Richtung Santiago de Chile wurde alles dichter und der Verkehr nahm zu. Kleinindustrie, Verteilstationen und Verarbeitungszentren, Auto- und Handwerkswerkstätten begleiteten uns. Da in der Umgebung Ziegelsteine hergestellt werden sehen wir vermehrt Häuser die mit Ziegel- anstelle der Blechdächer bedeckt wurden.

Da wir für Samstag einen Besuch in der Kupfermine von Sewell buchten, suchten wir unseren Treffpunkt beim Jumbo. Das war nicht ganz einfach, denn in dieser Stadt gibt es zwei Jumbos. Die einten Teilnehmer bestiegen den Bus in Santiago und wir nahmen an, dass wir bei dem Jumbobusbahnhof stehen müssen welcher an der Durchfahrtsstrecke am nächsten gelegen ist. Wir kauften in diesem sehr modernen und gut sortierten Jumbo ein, in welchem sich noch andere Geschäfte befanden. Viele Leute sind gut und vornehm gekleidet und alles ist sauber. Das war das erste Mal, dass wir so ein tolles Einkaufszentrum in Chile sahen. Anschliessend suchten wir einen Übernachtungsplatz. In der hintersten Ecke neben einem ausgedienten Fussballplatz stellten wir uns hin und hofften, dass da niemand wohnt. Aber es ging nicht lange, schon stand einer da. Der Mann erzählte, dass er im ehemaligen Fussballhäuschen wohne und hier das Gras mähe und für Ordnung schaue. Auch dass er Koch in der Kupfermine sei. Ich fragte dann, ob wir hier stehen dürfen. Natürlich gerne. Etwas später kam er noch mit Nüssen, Granatäpfel und selbst gemachter Brommbeeri-Konfitüre.

Anderntags fuhren wir bei schönstem Wetter zum Jumboparkplatz und siehe da wir hatten richtig vermutet. Gott sei Dank der Bus stand schon da! Sewell kann man nämlich nur geführt mit einem Bus besuchen. So lehnten wir uns zurück und genossen die gut organisierte Reise.

Sewell wurde am 29. April 1905 vom US Bürger William Braden gegründet. Dieser Teil nannte sich El Teniente. Sewell liegt auf 2'200 m Höhe und alle Häuser sind eng aneinandergebaut. Alles Material sowie Lebensmittel wurde ausschliesslich von Amerika importiert. Nichts wurde in Chile gekauft oder hergestellt. Es gab 3 verschiedene Gesellschaftsklassen. Die besser gestellten Amerikaner, die Handwerker und die chilenischen Bergmänner. Die Bergmänner waren früher Farmer und hatten keine Ahnung von ihrer neuen Arbeit. So wurden sie eingekleidet, angelernt und erhielten ein gutes Geld für ihre strenge und gefährliche Arbeit. Die Schulen sowie das Krankenhaus waren für alle kostenlos.

Weiter gab es das erste geheizte Hallenbad, Kino, Bowlinghalle und verschiedene Vergnügungstreffpunkte. Diese waren vorwiegend den besser gestellten Amerikaner vorbehalten. Absolutes Alkoholverbot...

Die Amerikaner waren auch interessiert, dass die Arbeiter heiraten und mit ihren Familien hierblieben. Die Kinder lernten dann in der Schule alles über den Bergbau und ihre künftige Arbeit. Stirbt dann einmal ein Vater so durfte sein Sohn seine Stelle übernehmen. Auf dem Höhepunkt im Jahre 1968 lebten 15'000 Menschen auf 175'000 qm. In Sewell wurde vorwiegend Kupfer geschürft. Auch verschiedenes Edelgestein wurde gewonnen und so wurde der Ort sehr reich und es wurde auch aus dem Vollen geschöpft. 1971 wurde die Kupfermine von dem chilenischen Staat verstaatlicht und ab da verfiel langsam alles. 1999 wurde beschlossen, Codelco-Chile und El Teniente Division zu erhalten und seit 2005 steht Sewell unter UNESCO Weltkulturerbe.

Im Jahre 2015 geschah ein grosses Grubenunglück welches um die ganze Welt ging. 34 Mineure wurden verschüttet und nach langer Zeit konnten alle lebend durch Rohre gerettet werden. Seit da dürfen keine Touristen mehr die unterirdischen Minen betreten.

Das schlimmste Unglück aller Zeiten aber geschah am 19. Juni 1945. Ein Feuer brach am Eingang aus und der Rauch verteilte sich so schnell, dass 345 Arbeiter umkamen. Sie nannten ihn den „Black Death“. Das hatte zur Folge, dass die Amerikaner Ingenieure nach Sewell sandten um die Minen besser und sicherer zu bauen und die Arbeiter besser auszubilden und zu kleiden.

Der Staat betreibt weiterhin andere Kupferminen und wir waren tief beeindruckt was wir da alles hörten und sahen. Nach der Rückfahrt sassen wir noch bei einem gemütlichen Nachtessen zusammen bevor wir nochmals auf unseren gestrigen Stellplatz fuhren.

Über die Umfahrungsstrasse in Santiago kamen wir gut durch und nun fuhren wir wieder auf der Panamericana R 5. Die Gegend ist auch hier sehr fruchtbar. Der Küstenstrasse entlang begegneten uns jetzt Kaktusse und alles wurde sandiger. Frauen und Männer wedelten mit weissen Stoffstreifen und wollten ihre „Dulces“ verkaufen.

Nun nach über 440 km wollten wir doch einen Übernachtungsplatz suchen. Aber alles war eingezäunt und ans Meer kann man auch nicht fahren. Plötzlich sahen wir den Abzweiger zur Therme Socos. Da gingen wir hin. Alles ist geschlossen. Wir stellten uns kurzerhand vor den Campingplatz und verbrachten eine ruhige Nacht.

Das Wetter war wieder sehr schön und einige Kakteen blühten. Hier bauen die Bewohner Zäune aus Kakteen. Da steigt bestimmt keiner mehr darüber. Auch sind die Häuser wieder aus Holz und auf Stelzen gebaut. In der Gegend der Küstenstrasse bildete sich ein Dunst über das ganze Gebiet. Wir näherten uns Coquimbo welches ähnlich wie Valparaiso am Hang gebaut wurde. Es hat einen schönen Strand und ist auch eine Touristenstadt geworden. An den Blinklichtern jonglieren junge Leute, zeigen ihre Künste und erhoffen sich ein Trinkgeld. Weiter auf unserem Weg sahen wir noch einen Friedhof bei welchem die Blumen mit einem „Sonnenschirmchen“ bedeckt wurden.

Alle schwärmen vom Pisco Sour und ich muss sagen, dass er auch mir schmeckt. So bogen wir bei Serena auf die R 41 und fuhren in das wunderschöne Tal nach Vicuña. Vicuña ist der wichtigste Ort im Valle de Elqui. Es ist auch der Geburtsort von Gabriela Mistral, der Literatur-Nobelpreisträgerin. Ein interessanter und gepflegter Ort. Wir assen sogar ein leckeres Eis. Wir fuhren die Routa de la Estrella am Rio Elqui und an unzähligen Rebbergen, welche teilweise mit Stoff bedeckt wurden entlang. Diese Trauben trocknen sie und werden dann als Weinbeere ins Ausland exportiert. Im hinteren Tal im Valle de Elqui herrschen besondere klimatische Bedingungen, die für sehr süsse Trauben sorgen – den nötigen Grundstoff für einen guten Pisco. Dieser klare Weinbrand wird aus säurearmen Muskatellertrauben gewonnen, die hervorragend in Hochtäler auf stark mineralischen Böden bei hoher Sonneneinstrahlung gedeihen. Wir sahen ein schönes Plakat von Pisco Artesanal Doña Josefa de Elqui. Da gingen wir hin und hatten das Glück, dass sie gerade die neuen Flaschen abfüllten. Alles wird hier von Hand hergestellt und sorgfältig verarbeitet. Wir probierten den 40 und 45 % Pisco und wir waren dankbar hier stehen zu bleiben, denn morgen wollen wir über den Paso Agua Negra 4'755 m fahren.

Um 11.00 Uhr standen wir an der Grenze Juntas del Toro, 2'080 m hoch. Es war aber alles geschlossen und es hiess eventuell würden sie um 14.00 Uhr öffnen. Die Stunden schlichen so dahin und dann hiess es, dass es heute nicht mehr möglich wäre den Paso Agua Negra zu passieren. Die stürmischen Winde sind immer noch zu stark und aus Sicherheitsgründen bleibt alles geschlossen. Wir sollen morgen nochmals kommen. So standen wir am nächsten Morgen um 8.30 Uhr wieder an. Was für eine Freude, um 10.00 Uhr bekamen wir das ok diesen Pass zu überqueren.