Patagonien 8

15. – 22. März 2017  Chile

                                      Coihaique – Puerto Montt

 

Wir schätzen es sehr zwischendurch in einem Hostel zu verweilen, alles Mögliche zu erledigen und in einem feinen Steakhaus zu schlemmen. Der Fahrerrhythmus wird zwar unterbrochen aber das kriegen wir mit der Zeit auch wieder hin.

Eine faszinierende Berglandschaft begleitete uns. Es sieht fast wie im Südtirol aus. Viele Tannenarten wurden aufgeforstet und mit den einheimischen Bäumen zusammen sieht das Ganze schon speziell aus. Da der Schwerverkehr die geteerten Strassen recht beschädigt werden hier die Flickstellen mit Pflastersteinen ausgebessert.

Nun tragen die Apfelbäume reichhaltig Früchte und es folgten wieder Weideland, Kornfelder und grosse Rinderherden. Leider war die Schafschur schon vorbei und wir sahen nur noch die zum Trocknen ausgebreitete Wolle. Viel Holz wird geschlagen, verarbeitet und man konnte das gespaltene Holz am Wegesrand kaufen. Worüber wir staunten waren die grossen abgestorbenen Bambussträucher. Vielleicht hatten sie ja eine Krankheit.

Unser nächstes Ziel war der „Ventisquero Colgante“ oder der hängende Gletscher im NP Queulat. Der Weg zum Campingplatz im NP ist gespickt mit vielen Löchern und engen Passagen, dafür schön ruhig. Um 17.00 Uhr wird der Eingang zum NP geschlossen. Die anstrengende Wanderung zum Aussichtspunkt ging durch dichten Urwald voller Farn- und Lianengewächs, Bambus und Pangue-Pflanzen (riesige Rhabarberblätter bei denen man auch die Stiele essen kann). Den fantastischen Ausblick genossen wir sehr bevor der grosse Ansturm kam. 3'300 m ging es steil und mit viel Wurzelwerk und Steinen gespickt wieder zurück. Schön war’s trotzdem.

Der Weg zur „Termas El Amarillo“ führte uns an tief im Tal liegenden Flüssen und Seen vorbei, daneben steil aufragendes mit Wald bewachsenes Gebirge und dazwischen immer wieder Holzhäuser und Höfe.

Dann kam die Baustelle!!! Was für eine Strecke. Um die Strasse zu verbreitern hämmerten Bauarbeiter mit grossen Baumaschinen viel Gestein vom Fels weg. Da ging es schon mal ruppig zu und her. Gleichzeitig konnten wir auf unserem weiteren Weg wunderschöne Gletscher bestaunen.

Übernachtet hatten wir neben dem Rio Michimahuida etwas weiter hinter der Therme. Wir genossen das über 35° warme Wasser welches von einer heissen Quelle kam. Anschliessend besuchten wir El Amarillo mit seinen typisch gebauten Fachwerkhäusern, dem Gemischtwarenladen und der alten Tankstelle. Weiter auf der R 45 ging es Richtung Chaitén.

Am 2. Mai 2008 gab es einen aussergewöhnlichen Vulkanausbruch. Der 1'100 m hohe Vulkan Chaitén, der nur 10 km vom Ort entfernt ist brach mit ungeheurer Kraft und ganz unvorhersehbar aus. Er schleuderte seine Asche bis zu 20 km hoch und der dichte Ascheregen überzog den Ort mit einer 20 cm dicken Ascheschicht. Anschliessend trat der Rio Blanco, der direkt unterhalb des Vulkans entspringt, über die Ufer und überschwemmte grosse Teile der Stadt mit Asche, Schlamm und Geröll. Entgegen der Umplatzierung des Ortes durch die Regierung entschied die Bevölkerung ihre Stadt wieder aus der Asche auferstehen zu lassen. So sieht das Städtchen heute schon wieder ordentlich und geschäftig aus.

Weiter durch den schönen Urwald kamen wir wieder an einer grossen Fläche von „Zundholzbäumen“ vorbei. Später sahen wir in einem Buch, dass 1948, 1950 und 1960, 4'000'000 ha Wald mutwillig verbrannt wurde. Da freuten wir uns durch den wunderschönen Alerce-Wald spazieren zu gehen. Diese Bäume können bis zu drei Meter dick werden, wachsen gen Himmel und der älteste wird auf 3'000 Jahre geschätzt. Sehr beeindruckend.

Nun kommt ein hartes Stück Arbeit. 58 km Schotterpiste bis Caleta Gonzalo. Hier wollten wir die Fähre nach Fiordo Largo und anschliessend nach Hornopirén nehmen. Aber erstens kamen wir nach 13.00 Uhr an und zweitens hatten wir kein Ticket!! Was nun? Es wurde uns gesagt, dass man in Chaitén oder Puerto Montt ein Ticket reservieren müsste. Woher sollten wir den das wissen. So blieben wir über Nacht einmal da und als die Fähre kam fragte ich einen Einheimischen ob wir eventuell doch mitfahren könnten. Er fragte den Einweiser und welch Wunder wir durften mit und mussten nicht mehr zurück...

Wieder einmal Glück gehabt. Die erste Strecke ging eine halbe Stunde, dann 10 km Schotterpiste und anschliessend eine sagenhaft schöne 4 stündige Fahrt durch den Fjordo Comau Leptepu und dem Canal Cholgo. Hier durften wir dann unsere Tickets bezahlen. Steil aufragende Berge links und rechts begleiteten unsere wunderschöne Schifffahrt.

Dann standen wir mit Helmut und Edda etwas ausserhalb von Hornopirén. Dieser Ort liegt idyllisch am Nordende eines Pazifikkanals, umgeben von üppig bewachsenen Bergen mit einigen Schneespitzen. Hornopirén war erstmals eine Fischersiedlung, wird jetzt mehr und mehr touristisch und der Strassenbau geht zügig voran.

Nun folgten wir der vorgeschlagenen gut befahrbaren Küstenstrasse Y-875. Hier gibt es noch viele verträumte Fischerdörfer, kleine verschiedenartig gebaute und farbenfrohe Holz- und Blechhäuser, vorgelagerte Inseln und unzählige Muschelbänke. Bei einem Schiffbauer hielten wir an und fragten ihn ob er uns etwas ausfräsen konnte. Gesagt – getan. Seine Frau erzählte mir in der Zwischenzeit, dass sie seit zwei Jahren hier leben und arbeiten. Vorher waren sie auf der Insel Chiloé. Da gab es für sie keine Arbeit mehr und so zogen sie aus. Bauten sich eine Schiffsbauwerft, pflanzen Gemüse an und leben hier zufrieden mit ihrer kleinen Tochter. Für den Bau eines Schiffes brauche er 6 -7 Monate. Auch Reparaturarbeiten führe er aus. Das war eine interessante Begegnung. Später trafen wir einen Mann der Algen zum Trocknen auslegte. Mittlerweile erfuhren wir, dass sie die getrockneten Algen an eine Pharmafabrik verkaufen.

Von Caleta Puelche nach La Arena nahmen wir nochmals eine Fähre und bekamen vom „Bordkoch“ einige „Schlüferli“ geschenkt. Mmh. Mit Helmut und Edda fuhren wir nach Lenca zum Hostal Campo Santy. Das ist ein sehr schön ruhiger abgelegener Ort und trotzdem in der Nähe von Puerto Montt. Wir durften grillieren und genossen einen wunderbaren Abend zusammen.

Puerto Montt, Endziel oder Anfang der Carretera Austral meisterten wir ohne Pannen und Havarien. Diese abwechslungsreiche Fahrt mit der Sicht auf die Gletscher, dem Urwald und den blühenden Sträuchern ist für uns ein unvergesslich tolles Abenteuer. Ich denke, wenn einmal unsere Enkelkinder die Carretera Austral bereisen, fahren sie bestimmt schon auf einer Rennstrecke.