31.10. – 9. Nov.  Batumi GE – Tasucu TR

 

Bei kaltem, schönem Wetter 7°, passierten wir problemlos die Grenze in die Türkei. Wir sind glücklich, dass wir wieder alleine reisen dürfen. Keine Stadtführungen, keine Meetings etc. einhalten müssen. Obwohl ja alles freiwillig war. Wieder selber eine interessante Strecke planen und Standplätze aussuchen wo es uns gerade gefällt, das ist spannend. So zogen wir los und waren froh, dass wir auf der gut ausgebauten Autostrasse so zügig vorwärts kamen. Die kurvenreiche Strasse führte am Schwarzen Meer entlang und wir staunten wie alles sauber und gepflegt war. Mit der Autostrasse wurde auch die Küste neu gestaltet. Es entstanden schöne Buchten, Fischerhäuschen und auf der anderen Seite neue Wohnanlagen. Den ersten Abzweiger über das Gebirge mussten wir fallen lassen, weil es zu steil und zu schmal wurde. Auch dem Wetter trauten wir nicht so recht, denn es wäre nicht so lustig da oben alleine hängen zu bleiben. Da die Muslime am Freitag (Sonntag) haben, war der LKW-Betrieb auf der Strasse gering. Bei Trabzon bogen wir dann ab und fuhren eine längere Zeit durch eine Industriezone. Auf 2‘020 m Höhe blieben wir auf einem Kiesplatz zum Uebernachten.

 

Am Morgen hatten wir 2° und etwas Schnee. Wir fuhren über 5 Pässe von 2‘100 m bis 1‘710 m. Dabei erlebten wir eine traumhafte Landschaft. Das Gebirge leuchtete in schwarz, dunkel, hell, bordeaux, bläulich und grün, einfach sensationell. Vor der Stadt Erzincan bauten die Leute ein neues grosses Universitäts- und Sportzentrum. Da werden bestimmt gute Sportler ausgebildet.  Wir durchfuhren Schnee bedeckte Strassen, hatten Schneetreiben und Nebel, eine ganz breite Schotterpiste, die dann nur noch zu einem ehemaligen Landsträsschen wurde. Schlussendlich über eine gute Asphaltstrasse nach Divrigi. Der Tipp von Silvia und Beat war sehr gut. Wir standen direkt neben der berühmten „Ulu Camii“, der Grossen Moschee mit dem Spital. Vor der Besichtigung wurden wir noch freundlich vom Kulturminister, der vorher die Bildergalerie besuchte, per Handschlag willkommen geheissen. Er wollte wissen, ob es uns hier gefällt und wir noch etwas brauchten. (Mach das einmal einer in der Schweiz).

 

Die sehr eindrucksvolle Grosse Moschee wurde von Süleymann Shah’s Sohn, Ahmet Shah, und das Spital von seiner Frau Turan Melek Sultan, gebaut. Es entstand von 1228 – 1243.

Von Divrigi bis Develi überquerten wir nochmals 4 Pässe und sahen wieder eine sensationelle und ganz urige Landschaft, bestückt mit riesigen Feldern und Weideplätzen. Jetzt ist Zuckerrüben- und Kartoffelerntezeit. Ein LKW-Fahrer zeigte uns dann noch eine gut befahrbare Strecke nach Develi. Unterwegs hatten wir hin und wieder eine schwarze Wolkendecke im Nacken. Wenn sie uns einholte, wurden wir mit heftigen Schauern überschüttet, ansonsten wieder die Sonne schien. Zum Schutz vor dem heftigen Zusammenkrachen der beiden schwarzen Wolkendecken stellten wir uns neben den Friedhof…, der uns etwas Schutz gewährte. Nach dem Sturm beruhigte sich alles wieder und wir schliefen friedlich.

 

Unser Ziel war Kappadokien. Am Morgen zeigte das Thermometer 5°. Es wird langsam Winter und auch kälter. Durch das stark salzhaltige Sumpfgebiet, welches mit Felsenplatten durchzogen war und karg aussah, ging’s über den 1‘535 m hohen Topuzdagi-Pass. Die Felder waren sehr fruchtbar und wir sahen viele Kürbishälften, schön aufgehäuft, am Boden liegen.

Die Wanderarbeiter entnehmen diesen Kürbissen die Kerne und lassen den Rest liegen. Diese wiederum werden auf den Strassen getrocknet und wir kaufen dann die knackigen und gesunden Kürbiskerne in den Läden bei uns zu Hause. Es werden auch hier viele verschiedene Sorten von Kernen geknabbert.

 

Vor Göreme machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Yesilöz zu einer byzantinischen Höhlenkirche des 11. Jh. Leider war sie geschlossen, so gingen wir wieder zurück. Einen Tee mit wunderbarem Kuchen bekamen wir noch von einem einheimischen Ehepaar. Es war sehr nett mit ihnen zu plaudern. Zwei Jahre arbeitete  er in Köln und Göttingen und lebt jetzt mit seiner dritten Frau in diesem schönen Ort.

 

Panorama-Camping mit Swimmingpool bei Ahmed. Da standen wir für drei Nächte und hatten einen wunderschönen Ausblick über die Tuffsteinlandschaft. Wie staunten wir als wir frühmorgens zum Fenster hinausschauten. 100 Heissluftballone sind aufgestiegen und fuhren mit den Touris in die Täler um die Höhlenwohnungen zu besichtigen. Ab 180 Euro ist man dabei. Wir unternahmen eine Rundreise mit dem Kleinbus und besuchten einige Höhlenkirchen. Kurz nach Abfahrt sahen wir unsere Reisefreunde von der Gruppe. Es freute uns sehr Christine + Wolf, Gerry + Sepp, Ingrid + Manfred und Fritz anzutreffen. Die einten fuhren dann weiter und die anderen unternahmen in einem Womi eine Rundreise durch die schönen Täler. Das leckere Mittagessen genossen wir in einem lauschigen Garten und der Fotograf war in seinem vollen Element. Den nächsten Tag verbrachten wir mit nichts tun. Gegen Abend kamen noch zwei Franzosen, Sweel und Pierre, mit dem Mopped und einem Zeltanhänger an. Drei Monate wollen sie unterwegs sein. Das ist wahrlich eine Meister-leistung, denn sie starteten am 1. Oktober und kalt wird es auch.

 

Ahmed gab uns noch einige Reiseunterlagen über mögliche Unterkünfte. So fuhren wir nach einem Kaffee bei den Franzosen nach Sultanhani, zu der letzten Karawanserei auf unserer Reise. Bei schönstem Wetter und interessanter Landschaft ging‘s bergauf und bergab. Unterwegs sahen wir Berge von Zuckerrüben. Die Ernte ist im vollen Gange und die Bauern fuhren sie Lastwagenweise in eine riesige Verarbeitungsfabrikation. Ich weiss nicht wie viele Tonnen da zusammen gekommen sind. Denen begegneten wir dann noch öfters. Auch Kartoffeln wurden noch geerntet.

 

Racim der Besitzer des Camping Kerman erwartete uns schon mit seinem Töff vor der Dorfeinfahrt. Das Buschtelefon funktionierte gut. Er zeigte uns mit seiner „Carrette“ (Pferd und Wagen) das alte Dorf und die Karawanserei.

 

Die Karawanserei Sultanhani wurde im Jahre 1229 unter dem seldschukischen Herrscher Kai Kobad I. gebaut. Aufgrund der zentralen Lage an der historischen Seidenstrasse und am seldschukischen Karawanenweg ist sie heute die grösste Karawanserei in Kleinasien. 1950 wurden viele Teile des Gebäudekomplexes durch ein Erdbeben zerstört, inzwischen sind sie aber wieder restauriert. Sie ist eine von zwölf Karawansereien, die die Sultane von Rum zwischen der damaligen Hauptstadt Konya und der zweitgrössten Stadt Kayseri erbauen liessen. Für diese Herbergen, die Mensch und Tier mit allem Nötigen versorgten, mussten die Kaufleute jährlich eine Steuer entrichten.

 

Es zeigte sich auch, dass Racim eine grosse Teppichrestaurations-Fabrikation besitzt. Die durften wir besichtigen und schauten den Männern bei der Arbeit zu. Seine Familie und Leute aus dem Dorf sind damit beschäftigt. Die Teppiche kommen aus der ganzen Welt zu ihm, wo sie mit viel Sorgfalt wieder restauriert werden.

Ja, jetzt sind wir also beim „Teppichhändler“ angekommen. Oje, wir wollen aber keinen kaufen. Racim entwirft auch selber wunderschöne Muster für seine Kelim-Teppiche. Beim Raki zeigte er uns dann einige. Klar wollte er mir einen verkaufen aber dafür hatten wir kein Interesse. Das Abendessen war lecker und wir unterhielten uns in Französisch, kratz, kratz..

Mit der Zeit kam es dann wieder und es wurde noch recht heiter. Bevor es dann zu strub wurde, gingen wir zu Bett.

 

Fredy rechnete mir vor, wieviel wir schon in dieser kurzen Zeit ausgegeben hatten. Ja, wenn dir jemand das Geld aus der Tasche zieht, ist das bestimmt ein Türke. Aber ein liebens-würdiger und wir hatten ja auch unseren Spass.

 

Die Weiterfahrt runter zum Meer war sehr schön und abwechslungsreich. Wir fuhren jetzt durch die wunderbar duftenden Kiefernwälder und über den 1‘600 m hohen Pass. Talabwärts wurde es nun mediterrane und sehr fruchtbar. Olivenbäume, Granat-, Mandarinen-, Zitronen- und Orangenplantagen begleiteten uns, und das Thermometer stieg stetig. Beim Camping Akcakil in Tasucu wurden wir auch schon erwartet und wir bekamen einen super schönen Stellplatz, direkt am glasklaren Meer. Ein Traum wurde wahr. Wir beschlossen hier ein paar Tage zu bleiben, denn im 20° warm Meer und der wärmenden Sonne konnte man das gut aushalten.

Uebrigens standen wir vor ca. 8 Jahren, als wir unsere allererste geführte Reise mit KUGA unternahmen, genau an dieser Stelle.