17. – 23. Juli  Grenze China – Shanhaiguan

 

Vordergründig scheint das Reich der Mitte erst einmal erstaunlich homogen, obwohl sich das drittgrösste Land der Welt immerhin über fast zehn Millionen Quadratkilometer erstreckt. Von der nördlichsten Spitze an der sibirischen Grenze bis zum Südzipfel der Insel Hainan sind es um die 5500 km, von Ost nach West erstreckt es sich über mehr als 5200 km.

Von 1,3 Milliarden Chinesen lebt ein gutes Drittel in urbanen Gebieten Der Rest, etwa 60 Prozent, ist dazu verdammt, auf dem Lande zu leben. Eine harte Formulierung, die aber durchaus zutrifft, denn kein Chinese lebt freiwillig als Bauer im Hinterland, wo die Durch-schnittslöhne oft nicht einmal ein Zehntel des städtischen Verdienstes betragen. Meist sind es rein praktische Widrigkeiten, die ihn regelrecht an die Scholle nageln: Freizügigkeit hat es in China eigentlich nie gegeben, und auch der sozialistische Staat macht hier keine Ausnahme. Wer in die Stadt will, braucht eine Zuzugsgenehmigung, die nur sehr schwer erhältlich ist. Vor allem wenig qualifizierten Tagelöhnern bietet sich eigentlich nur die Chance illegal auf Wanderschaft zu gehen. Und genau das tun sie, in unglaublicher Menge. Ungefähr jeder zehnte Chinese ist mittlerweile als Wanderarbeiter unterwegs. Ob als Näherin in Shenzhen, als Bauarbeiter in Shanghai oder als Dienstmagd in Beijing – sie leben jenseits der Gesetze, ohne soziale Absicherung, ohne Schutz vor Kündigung und oft unter erbärmlichen Bedingungen. Für die chinesische Wirtschaft ist dieses neue Lumpenproletariat von grosser Bedeutung, denn gerade die lächerlich geringen Löhne dieser neuen Unter-schicht ermöglichen enorme Gewinne für Unternehmer. (Reiseführer Trescher Verlag)

 

Um 18.00 Uhr durften wir definitiv einreisen, alle Stempel, Unterschriften und die neue Nummer sind ausgestellt. Halt, die neue Nummer wurde wieder eingezogen und wir sollten sie später in Erenhot bekommen. Was für ein Gefühl in China einreisen zu dürfen. Hier lassen sie nämlich nur 300 Touristenautos einreisen. Wir haben ja das Glück mit einer Reisegruppe dieses Land zu bereisen, ansonsten es beinahe unmöglich oder mit hohen Kosten verbunden ist. Unser neuer chinesische Reisebegleiter YongZhi holte uns an der Grenze ab und wird uns die nächsten 6 Wochen begleiten. Am Abend genossen wir ein hervorragendes Essen. Feuertopf. An 10er Tischen wurden wir mit allerlei Leckerem verwöhnt. Leider bereitete uns unser Kühlschrank wieder Sorgen. Es ist auch sehr warm und wir haben Bedenken, dass er das auf dieser Reise noch schafft. So wurde kurzerhand ein Kompressor-Kühlschrank gekauft. Dieser funktioniert dann besser über die Solaranlage. Am späteren Nachmittag bekamen wir auch unsere neuen/alten Nummerschilder wieder und durften somit weiterziehen.

Wir durchfuhren die autonome Mongolische Provinz. Hier leben ca. 4 Mio. Mongolen und in der Mongolei selber leben „nur“ ca. 3 Mio. Einwohner. Die Wüste Gobi zeigt sich auch hier, immer auf etwa 1000m Höhe, abwechselnd interessant und wunderschön. Je tiefer wir kamen desto fruchtiger wurde es. Hier gibt es „Löss“. Das ist verfestigter Flugstaub aus den innerasiatischen Steppen. Bis zu 300 Meter tief sind die Lössvorkommen im Bergland, sehr fruchtbar und man kann mit einfachen Werkzeugen arbeiten. Wenn es regnet, was nicht oft vorkommt, waschen die Fluten dann den Löss von den Hängen und reissen tiefe Gullis in das ohnehin schon zerfurchte Bergland. Jeder Flecken wurde bebaut, Gemüse aller Art und vor allem Mais. Die Setzlinge waren zu Beginn der Reise noch ganz klein und als wir in Chifeng ankamen hatte es schon grosse Maiskolben daran. Ulli lud zu ihrem 70igsten Geburi in’s Restaurant ein. Es wurde ein wunderschöner geselliger Abend. Aus dem Garten wurden wir mit frischem leckeren Gemüse und Zutaten verwöhnt.

Wir verlassen nun die Innere Mongolei und reisen in die Hebei-Provinz. Chengde ist das Ziel.

 

Ueber die Autobahn fuhren wir nach Chengde und genossen dabei einen sehr schönen Ausblick über das weite Tal. Vorbei an kleineren und grösseren Dörfern (ab 300‘000 Einw.

staunten wir über die riesigen Hochbauten. Es wirkt alles etwas extrem. Die riesigen Hochhäuser sehen alle gleich aus und wir fragen uns wer denn einmal hier wohnen mag.

Sie sagen, dass hier für die Zukunft gebaut wird. Die kleineren Dörfer bestehen noch aus roten Backsteinbauten und sind 1 – 2stöckig. Leider werden die nun nach und nach abgerissen.

Chengde, alte Erholungsresidenz der Kaiser der Xin-Dynastie. Die einfachen Leute verlagern bis heute das Leben auf die Strasse, die Herrschenden fliehen in die Sommerfrische. Besuch zweier sehr schönen Tempelanlagen: „Kleiner Potala-Tempel und Universaler Frieden“. Busstopp und grosser Einkauf im Supermarkt. Da bekommt man wieder alles. Nur die Milch, das Brot und die Wurst sind gesüsst.

Die Weiterfahrt Richtung Shanhaiguan war zuerst etwas kompliziert. Die Beschilderung und die Autobahn sind neu und so wendeten wir halt wieder einmal. Nach Qinglong befuhren wir die Hauptstrasse und kommen wieder an ganz urigen Ortschaften mit ihrem lebhaften Treiben vorbei. Das war eine Freude, denn viele haben unter ihren Wohnungen ein Geschäft, wo sie allerlei anbieten. Richtung gelbes Meer sehen wir auch vermehrt Kohleverarbeitungs Plätze. Alles ist schwarz und staubig und ganz in der Nähe liegt unser Stellplatz bei einer Eigentumswohnungsanlage. In dieser Anlage war aber alles sauber, ordentlich und wir wurden herzlich willkommen geheissen. Das Reiseleiterteam organisierte einen Grillabend am Strand. Mit Meeresfrüchten, Spiessli, Gemüse etc. Lecker. An dem freien Tag besuchten wir den östlichsten Punkt der chinesischen Mauer.

Es piepte wiederum einmal in unserem Mobil und wir vermuteten, dass mit den elektrischen Stützen etwas nicht in Ordnung ist. Nun auf dem schönen Platz hatte es uns dann den Hydraulik-Schlauch gelöst und das ganze Oel lief auf die schöne Strasse… . Wir belassen dies einmal, denn es hindert uns nicht am Weiterfahren. Die einten machten Oelwechsel, wuchteten die Räder aus oder warten auf einen neuen Anlasser. So klappert und happert es überall etwas. Wir sind guten Mutes, dass alle diese schöne Reise doch bewältigen können.